Süddeutsche Zeitung

Wirtschaft in München:Aus für Postbank an der Angererstraße

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Die Filiale soll 2021 schließen - ebenfalls betroffen ist die integrierte Post-Niederlassung. Ersetzt werden soll sie durch eine Partnerfiliale "im näheren Umkreis".

Von Ellen Draxel, Schwabing

Die seit einer Woche brodelnden Gerüchte im westlichen Schwabing haben einen wahren Kern: Die Postbank an der Angererstraße 7 c - und mir ihr auch die dort integrierte Postfiliale - schließt in der ersten Hälfte des kommenden Jahres. Ob bereits im Februar, wie Nachbarn gehört haben wollen, oder zu einem späteren Zeitpunkt, ist noch unklar. Derzeit gebe es "noch keinen konkreten Schließungstermin", sagt Postbank-Sprecher Oliver Rittmaier.

Die Deutsche Post ist Kooperationspartnerin und Untermieterin der Postbank. Der Postbank sei "wichtig, dass die Bargeldversorgung der Kunden und die Versorgung mit Post- und Paketdienstleistungen sichergestellt sind", betont Rittmaier. Wohin in der näheren Umgebung die Schwabinger ihre Briefe und Pakete künftig bringen können, müssten Postbank und Deutsche Post noch besprechen. "Sicher ist, wir ziehen uns erst dann zurück, wenn das geklärt ist."

Als Grund für die Schließung ihrer Filiale nennt die Postbank wirtschaftliche Gründe. Man überprüfe das Filialnetz "kontinuierlich hinsichtlich seiner Optimierungsmöglichkeiten", erklärt der Sprecher. Wie alle Banken beobachte auch die Postbank, dass sich der Markt sowie das Verhalten der Kunden in Zeiten der Digitalisierung verändere. Kunden höben immer häufiger Geld am Automaten ab oder nutzten das Online- und Telefon-Banking. Filialen rechneten sich dadurch nicht mehr und müssten deshalb entweder geschlossen oder auf "neue Filialformate mit differenzierten Produkt- und Serviceangeboten" umgestellt werden, sprich von großen Filialen auf sogenannte "Kompaktfilialen" mit nur zwei Mitarbeitern reduziert werden.

Wortwörtlich dieselben Argumente gebrauchte die Postbank schon, um die Schließung ihrer Filiale an der Bergmannstraße auf der Schwanthalerhöhe zu begründen. Ob von dieser Unternehmenspolitik in absehbarer Zeit noch weitere Standorte betroffen sein könnten, dazu will Rittmaier "keine Ansage machen".

Das selbe Muster - die Postbank schließt eine Filiale und damit zieht auch die Postfiliale aus - zeigt sich in München allerdings schon seit Jahren: Im Juni 2017 zum Beispiel sperrten Post und Postbank an der Ismaninger Straße in Bogenhausen zu, im Juli 2018 war an der Maria-Probst-Straße in Freimann Schluss, im November 2018 im Olympiadorf.

Dass die Post an der Angererstraße extrem gut besucht ist, besonders an Freitagen und Samstagen, wenn sich vor dem Eingang regelmäßig lange Schlangen bilden, ist in diesem Fall kein Kriterium. Früher befand sich auf dem Gelände das Postamt 40, vor gut zehn Jahren wurde das Grundstück dann an die Baywobau verkauft. Das Immobilienunternehmen errichtete an dieser Stelle einen Komplex mit hundert Eigentumswohnungen und einigen Ladengeschäften im Erdgeschoss. Auch eine Postfiliale mit Postbankschaltern ist seitdem dort untergebracht.

Die Kunden der Post jedenfalls reagieren wenig erfreut auf die bevorstehende Schließung. "Wir glauben nicht, dass die beiden existierenden Postämter Münchner Freiheit und Agnesstraße die Dienste der Angererstraße kapazitätsmäßig übernehmen können, diese Filialen sind bereits gut ausgelastet, zudem gibt es dort keine Parkmöglichkeiten", sagt stellvertretend für viele eine Bewohnerin der Anlage. Der Sprecher der Deutschen Post in München hingegen, Dieter Nawrath, sagt, das Netz in der Gegend sei schon "ziemlich dicht", um Briefmarken zu kaufen oder Pakete wegzuschicken. Die Post habe ja nicht nur die Postbank als Kooperationspartner, sondern betreibe auch zahlreiche Paketshops und Partnerfilialen in der Umgebung, in denen neben dem Stammsortiment des Partners auch postalische Dienste angeboten würden - etwa am Kurfürstenplatz 8 mit der Hansa Vertriebs GmbH oder an der Schleißheimer Straße 124 mit dem Rewe.

Unter www.postfinder.de fänden sich all diese Angebote im Internet. Zusätzlich, verspricht Nawrath, werde die Post "im näheren Umkreis" der Angererstraße solch eine Partnerfiliale beispielsweise mit einem Supermarkt, einem Schreibwarenladen oder einer Tankstelle einrichten. "Wir streben ernsthaft einen nahtlosen Übergang an und sind mehr als zuversichtlich, dass das auch klappt." In der Vergangenheit habe das immer funktioniert.

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SZ vom 03.11.2020
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