Süddeutsche Zeitung

Kunst und Design:Spielerisches Stühlerücken

Der Designer Martino Gamper hat fürs Haus der Kunst die Mittelhalle mit Stuhlobjekten "möbliert". Die stehen immer wieder anders - weil die Besucher sie nach Lust und Laune benutzen dürfen.

Von Evelyn Vogel

Sitzen, lesen, lümmeln, quatschen, spielen, ja sogar picknicken und sich die Stühle nach Belieben arrangieren - all das darf man, nein soll man in Martino Gampers Kunstintervention "Sitzung", die derzeit in der Mittelhalle des Hauses der Kunst stattfindet. Es ist eine zwischen Kunst und Design angesiedelte Einrichtung mit Stühlen, die den Homo ludens in uns allen ansprechen soll. Der italienische Designer, der in London lebt und arbeitet, hat mit dem Projekt im Auftrag des Hauses der Kunst einen neuen, sich ständig verändernden sozialen Raum geschaffen. Gamper hat für "Sitzung" aus handwerklich und industriell gefertigten Elementen große und kleine Stühle gebaut, deren einzelne Teile mal geschwungen, mal gerade, mal spitz, mal blütenförmig zugeschnitten sind und deren Rückenlehnen teils nach innen, teils nach außen zeigen. Verschiedene Hölzer geben den Objekten zudem unterschiedliche Farben. Jeder Stuhl ist anders - ganz so wie die Menschen, die darauf Platz nehmen. Vor allem aber haben die Stühle eine wunderbare Haptik. So samtig und weich sind die hölzernen Oberflächen, dass es eine Freude ist, darauf zu sitzen und man über jedes einzelne Stuhlobjekt seine Hände gleiten lassen möchte. Nach und nach werden auch weitere Stühle hinzukommen. Außerdem hat Gamper, beeinflusst von Pina Bauschs Werk und der Nutzung von Stühlen im Tanztheater, zusammen mit Performerinnen und Performern eine Choreografie um und mit seinen Ausstellungsobjekten entwickelt, die jeden letzten Freitag im Monat um 18 Uhr aufgeführt wird.

Martino Gamper: Sitzung, Haus der Kunst, Mittelhalle, bis 1. April

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