Süddeutsche Zeitung

Porträt:Debüt des Dreamteams

Lesezeit: 2 min

Der Münchner Pianist Luca Zambito ist ein aktueller Aufsteiger in der Jazzszene.

Von Oliver Hochkeppel

Luca Zambito ist in München geboren - 1995, um genau zu sein - und aufgewachsen. Wie der Name unschwer verrät, hat er aber auch noch andere Wurzeln. Sein Vater ist Sizilianer. Und unterrichtender Gitarrist, was den Sohn früh zur Musik führte: "Mein Vater hat sein Instrument erst autodidaktisch gelernt, bevor er später auch noch ein bisschen studiert hat. Dadurch spielte er sehr nach Gehör, was für mich sehr cool war - und der erste Zugang zur Improvisation", sagt Luca Zambito. Die beiden spielten oft im Duo, der Vater an der Gitarre, Luca am Klavier. Zu Schulzeiten saß er auch schon in Bands, und so war schnell klar, dass er auch Musik studieren würde, im Jazz-Bereich.

Zambito hatte sich auch in München beworben, bekam dann aber noch schneller eine Zusage aus Wien von der renommierten Jazzabteilung der Musik und Kunst Privatuniversität (MUK). Das Bachelor-Studium bei so kompetenten Lehrern wie Aaron Wonesch im Klavierfach und dem Saxofonisten Roman Schwaller, der ihn als Institutsleiter wie Kompositionslehrer stark förderte, war eine prägende Erfahrung. Mindestens so prägend war auch das Abschlussjahr, das Zambito über das Erasmus-Programm in Stockholm an der Königlichen Musikhochschule verbringen durfte. "Der Einblick in die skandinavische Musikszene hat das Spielen und Entwickeln von Musik nochmals mit neuen Ideen und Erfahrungen angereichert", sagt er.

Nach dem Bachelor ging es 2018 wieder zurück in seine Heimatstadt, um an der Münchner Musikhochschule noch ein Masterstudium draufzusetzen - das er im vergangenen Sommer mit Bravour hinter sich gebracht hat. Und man darf dankbar dafür sein, dass es dabei eine Zwischenprüfung gab. Für die musste Zambito 2019 eine Band zusammenstellen. Am Bass kam für ihn nur Nils Kugelmann infrage, mit dem er bereits im Landesjugendjazzorchester gespielt hatte, der gerade dabei war, zu Münchens gefragtestem jungen Mann in seinem Fach zu werden und der inzwischen alle verfügbaren Preise im Nachwuchsbereich abgeräumt hat. Mit dem Saxofonisten Moritz Stahl, eine Uni-Generation über ihm und inzwischen in der Jazzrausch Bigband und mit seinem eigenen Projekt Ark Noir eine feste Szene-Größe, hatte er schon lange vereinbart, etwas gemeinsam zu machen. Blieb noch der Schlagzeuger Valentin Renner, den er erst kurz zuvor kennengelernt hatte, mit dem er aber sofort auf einer gemeinsamen Linie war.

Ein Dreamteam hatte sich da gefunden, dass sich auch durch Corona-Lockdowns nicht mehr auseinanderbringen ließ. Mehr noch, Zambito sitzt seitdem auch im Trio von Kugelmann und im Sextett von Valentin Renner, gemeinsam wirbelt man auch in Shuteen Erdenebaatars Chamber Jazz Orchestra. Die Rhythmusgruppe spielt also ständig zusammen, und das hört man. Im November 2021 gewann Zambito mit seinem Quartett den Jungen Münchner Jazzpreis. Was den letzten Anstoß gab, nun auch ein Debütalbum zu machen.

Soeben ist "Ancestry" erschienen, mit acht Kompositionen von Zambito, die den Titel verdeutlichen: Das Erbe der Jazztradition ist hörbar verinnerlicht, aber nur der Ausgangspunkt für den eigenen, alle möglichen Stile streifenden Weg. Mitreißend ist die Wucht, die die vier oft aus ganz zarten Themen entwickeln, und die absolute Achtsamkeit, mit der hier miteinander musiziert wird. "Pure Jazz-Faszination" hat das der Bayerische Rundfunk genannt, und die wird man sicher auch bei der Album-Präsentation in der Unterfahrt erleben.

Luca Zambito Quartett: "Ancestry", Unit Records, live am Samstag, 25. Feb., 20.30 Uhr, Unterfahrt, Einsteinstraße 42

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