Süddeutsche Zeitung

Tangentialverbindungen:Bruch mit einem Dogma

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Kreispolitiker loben die neue Studie zum Personennahverkehr.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Für Alain Thierstein, Professor am Lehrstuhl für Raumentwicklung der TU München, ist die neuste Studie zur Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs im Landkreis München nicht weniger als der "Bruch mit einem Dogma". Bei der Vorstellung des Konzeptes, das Thierstein gemeinsam mit dem Schweizer Büro Ernst Basler und Partner im Auftrag des Landkreises entwickelt hat, sagte Thierstein, erstmals würden die Potenziale bestimmter Regionen und Korridore die entscheidende Rolle spielen - und nicht mehr nur die eigentliche Nachfrage.

Die Studie ist mit "Perspektiven im öffentlichen Personennahverkehr" überschrieben und zeigt insbesondere zentrale Tangentialverbindungen wie eine Stadtbahn von Garching über Unter- nach Oberschleißheim oder eine Tram von Neuperlach über Ottobrunn bis Brunnthal als wichtige "Versatzstücke" auf, wie Landrat Christoph Göbel (CSU) sagt. Kreisrat Otto Bußjäger von den Freien Wählern sprach gar von einer "Renaissance der Straßenbahn" angesichts ähnlicher Vorschläge in der Studie für das Würmtal oder auch im Osten des Landkreises.

Markus Büchler (Grüne) sah sich angesichts vieler Querverbindungen zwischen den Kommunen an die Pläne für die sogenannte Stadt-Umland-Bahn erinnert. "Die ja leider von der CSU beerdigt wurde", sagte Büchler. Die neue Studie aber zeige auf, wie wichtig die Tangentialen sind, die sich gewissermaßen wie ein Ring um die Landeshauptstadt legen könnten - einer Umland-Bahn gleich. In genau diese Infrastruktur, sagte Büchler, müsse investiert werden: "Anstatt nur Milliarden in die zweite Stammstrecke zu vergraben."

CSU-Fraktionschef Stefan Schelle erinnerte an den "Mut", den die Planer in den Sechzigerjahren aufgebracht hatten, als sie die Münchner S-Bahn auf den Weg brachten: "Den brauchen wir jetzt auch." Wichtig sei nun aber, Pendlerströme, Wachstumspotenziale, moderne Formen wie das autonome Fahren und den Radverkehr in die Studie mit einzuarbeiten. "Dann wissen wir, wo wir ansetzen müssen", sagt Schelle.

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Quelle:
SZ vom 24.02.2017
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