Süddeutsche Zeitung

Jugend in Unterhaching:Abgetaucht

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Die Gemeinde hat versucht, Jugendliche nach ihren Wünschen zu befragen. Erreicht hat sie nur wenige.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Was denkt die Jugend? So genau weiß man das in Unterhaching immer noch nicht. 2168 Jugendliche im Altern von zwölf bis 21 Jahren leben hier. Die Gemeinde möchte sie gerne mehr in Entscheidungen einbeziehen. Doch wie schwierig Jugendbeteiligung vor allen in Zeiten der Pandemie ist, mussten die Jugendbeauftragten von Verwaltung und Gemeinderat nun feststellen.

Mit einer Befragung der jungen Unterhachinger ist man engagiert und motiviert ins Jahr 2020 gestartet. Doch so aussagekräftig, wie sie werden sollte, wurde sie dann doch nicht. Gerade mal zehn Prozent haben sich an der Umfrage beteiligt. Den Großteil hat die Gemeinde schlichtweg nicht erreicht.

Ursprünglich sollte der Befragung über die Situation von Jugendlichen in der Gemeinde, ihre Themen und Wünsche, ihre Ziele und Interessen eine große Jugendversammlung folgen, in der die Ergebnisse diskutiert und gemeinsam weiterentwickelt werden. Doch in Corona-Zeiten sind solche Treffen nun mal nicht möglich. So schoben die Verantwortlichen im Rathaus der ersten Befragung eine zweite hinterher, deren Beteiligung dann aber noch geringer ausfiel. 179 Jugendliche hatten den erster Fragebogen im Frühjahr beantwortet, nur noch 39 interessierten sich für die Fortsetzung im Herbst. Die Verantwortlichen hatten versucht, die jungen Menschen in der Gemeinde auf verschiedenen Online-Kanälen zu erreichen, mussten anhand der wenigen abgegebenen Fragebögen aber feststellen: Selbst diejenigen, die teilgenommen haben, kennen die Social-Media-Kanäle der Gemeinde gar nicht. Die Jugendlichen in den Schulen zu erreichen, hat im Corona-Jahr ebenfalls nicht funktioniert. Über Wochen hinweg saßen die Schülerinnen und Schüler im Lockdown zu Hause.

Junge Leute in Lehre melden sich kaum

Auch die Zusammensetzung der Gruppe, die mit der Befragung erreicht wurde, erwies sich als wenig repräsentativ. 84 Prozent der Teilnehmer gehen noch zur Schule, Azubis finden sich etwa nur knapp vier Prozent unter den Teilnehmern. Von den befragten Schülern besuchen 67 Prozent das Gymnasium, nur zehn die Real- und knapp neun die Mittelschule. Der Gemeinderat wünscht sich daher, dass künftig noch mehr Jugendliche aus allen Schulen einbezogen werden. "Der Leiter der Realschule Taufkirchen hatte uns sogar angeboten, die Umfrage direkt vor Ort in der Schule durchzuführen, aber das war dieses Jahr eben schwierig", berichtete Astrid Abou El Ela von der Gemeindeverwaltung in der jüngsten Sitzung des Kultur- und Sozialausschusses.

Von denen, die sich insgesamt beteiligt haben, geben immerhin 83 Prozent an, gerne in Unterhaching zu wohnen. Die meisten sind mit der Gestaltung und Ausstattung von Parks und Grünanlagen zufrieden. Allerdings wünschen sie sich eine Nachbesserung bei der Beleuchtung von Sport- und Freizeitflächen. Auch Überdachungen und Sitzgelegenheiten an beliebten Treffpunkten wie Ortspark, Skaterpark, Landschaftspark, Landebahn und rund um das Gymnasium stehen auf der Wunschliste. Vermisst werden Ausgehmöglichkeiten, mehr Veranstaltungen und Treffpunkte wie etwa ein Café sowie frei zugängliche Fußballplätze mit richtigen Toren für private Gruppen. Auch finden viele, der Zugang zu freiem Wlan "könnte besser sein". Zudem sind sichere Radwege ein wichtiges Thema unter Jugendlichen. An der Spitze beliebter Angebote in Unterhaching liegt das Freibad.

Mehr Unterstützung wünschen sie sich von der Gemeinde durch mehr Angebote für die Freizeitgestaltung. Aber auch bei der Suche nach Nebenjobs sowie Praktikums- und Ausbildungsplätze könnten sie Hilfe gebrauchen. Mitreden und sich einbringen möchten die meisten bei der Ortsentwicklung sowie im Umwelt- und Klimaschutz. Zwei Drittel der Befragten gaben an, sich freiwillig im Bereich Freizeit, Sport und Kultur zu engagieren, jeweils knapp ein Drittel im Bereich Umwelt, Politik und Religion sowie Schule und Hochschule.

Um nun die Ergebnisse der Befragung mit den Jugendlichen zu besprechen, soll zunächst ein digitales Format angeboten werden. Auch soll ein Jugendsprecher benannt werden.

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Quelle:
SZ vom 16.02.2021
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