Süddeutsche Zeitung

Wärmewende:Haar zeigt Interesse an Geothermie

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Die Gemeinde prüft einen Einstieg beim Erdwärme-Projekt in Vaterstetten. So weit wie die Nachbarn Grasbrunn und Zorneding ist man aber noch nicht.

Von Bernhard Lohr, Haar

Das Rathaus und die Gemeindewerke in Haar prüfen Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit mit Vaterstetten, um von dem in der Nachbarkommune geplanten Geothermiekraftwerk Wärme zu beziehen. Das signalisierte Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) im Gemeinderat, nachdem Vertreter aus dem Vaterstettener Rathaus dort erstmals ihre Pläne vorgestellt hatten. Demnach stehen bereits in diesem Sommer Entscheidungen darüber an, wer bei der Fördergesellschaft für das Geothermiekraftwerk einsteigt. Aus Zorneding und Grasbrunn gibt es diesbezüglich positive Signale. In Haar ist man noch nicht so weit. Bukowski sieht kritische Punkte, die derzeit die Gemeindewerke abklären.

Fast genau auf den Tag vor 13 Jahren hat Haar einstimmig beschlossen, sich aus dem damals schon heiß diskutierten Vorhaben eines Geothermiekraftwerks in Vaterstetten zurückzuziehen. Damals erschien das allen zu kostspielig und der Erfolg der Bohrung als zu unsicher. Wenig später ließen auch Grasbrunn, Zorneding und Vaterstetten von dem Projekt ab. Doch Vaterstetten ist längst wieder voll dabei. Ein Fernwärmenetz wird aufgebaut. Ein neues geologisches Gutachten und eine Prüfung der Wirtschaftlichkeit fielen positiv aus. Nahe der Raststätte Vaterstetten, auf der Ostseite der A 99, wurde ein Grundstück gesichert. 94 Grad heißes Wasser soll dort 2025 aus 3400 Metern Tiefe an die Oberfläche geholt werden und dann erste Gebäude mit Wärme versorgen.

Dabei ist Vaterstetten wie damals schon offen für Partner. Auch mit den Stadtwerken München und mit dem Bezirk Oberbayern stehe man in Kontakt, sagte Georg Kast, Fachmann für das Geothermie-Projekt im dortigen Rathaus. Der Bezirk als Betreiber des Isar-Amper-Klinikums in Haar, das über eine Stichleitung schnell angebunden wäre, habe damals eine Lösung in Zusammenarbeit mit der Gemeinde für notwendig erachtet. Den Vortrag, den Kast gemeinsam mit dem Vaterstettener Klimaschutzmanager Tobias Aschwer hielt, nahmen die Haarer jetzt aber lediglich zur Kenntnis. Einen Beschluss gab es nicht. Die Vertreter der Fraktionen äußerten sich aber durchgehend wohlwollend.

Das Haarer Wärmenetz gehört dem Bayernwerk

Bürgermeister Bukowski sagte, die Gemeinde alleine könne über einen Einstieg bei der Geothermie nicht entscheiden, weil die Wärmenetze in Haar - nicht nur im Klinikum - anderen gehörten. Die Gemeindewerke redeten deshalb gerade mit dem Bayernwerk, das in Eglfing ein Biogas-Blockheizkraftwerk betreibt und über Rohre Wärme in das Quartier bringt. Ein Umstieg auf Geothermie wäre aus Sicht von Bukowski erstrebenswert. Das bestehende Blockheizkraftwerk des Bayernwerks am Sportpark könnte als Redundanz-Anlage dienen, um bei Ausfällen die Versorgungssicherheit in Haar zu gewährleisten.

Auch einen Ausbau des Leitungsnetzes bis in den Haarer Süden, um eine Verbindung zu Nahwärmenetzen im Jagdfeld-Wohngebiet herzustellen, skizzierte Bukowski. Dann könnte die Ortsmitte mit dem Gasthof "Zur Post" und dem Bürgerhaus versorgt werden. Das wäre ein Ziel in etwa zehn Jahren. Zunächst will Haar dort ja nochmal auf einen Biogas-Heizkessel als Übergang setzen. Ein Einstieg in die Fördergesellschaft, in die auch private Investoren aufgenommen werden können, könne zum Glück auch zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen, sagte Bukowski. Im Juli will er das Geothermie-Thema erneut in den Gemeinderat bringen.

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