Süddeutsche Zeitung

Gräfelfing:Impf-Testlauf in der Praxis

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Am Mittwoch impft ein Arzt in Gräfelfing als erster niedergelassener Mediziner im Landkreis Patienten gegen das Coronavirus. Es folgen örtliche Termine in weiteren Kommunen.

Von Bernhard Lohr, Landkreis

Der Landkreis München geht in Bayern mit Impfungen in den Arztpraxen vorneweg. Die ersten Impfungen finden an diesem Mittwoch in einer Praxis in Gräfelfing statt. Danach sollen weitere Impfungen in Praxen in Unterschleißheim, Unterhaching und Aying folgen. Auch im östlichen Landkreis sind zwei Arztpraxen in den Testlauf eingebunden, der von den Impfzentren begleitet wird. Das bayerische Gesundheitsministerium und die Regierung von Oberbayern sind eingebunden. Sie haben veranlasst und genehmigt, dass in den Praxen ein Zugang zur Impfsoftware Bayimco möglich ist.

Der Zugriff ist nicht selbstverständlich und ist eine der bürokratischen Hürden, über die Helfer derzeit beim Kampf gegen Covid-19 immer wieder klagen. Laut Gerhard Bieber von der Johanniter-Unfallhilfe in Riemerling geht es um Datenschutz und Haftungsfragen, wenn etwa ein Arzt in seiner Praxis auf eine Software mit vielen Personendaten zugreift oder wenn er in Kooperation mit einem Impfzentrum das Vakzin verabreicht, ohne dort angestellt zu sein. Das Landratsamt hat jedoch einen Weg gefunden, damit die von Johannitern, Maltesern und Rotem Kreuz geführten Impfzentren im Landkreis München mit ausgesuchten Praxen einen Testlauf beim Impfen vornehmen können.

So stellen die Impfzentren Personal ab, um den Zugang zur Impfsoftware zu gewährleisten. Die Praxen erhalten einen Zugang zu Bayimco über eine sogenannte Vaccination-App, sodass die Impfung an Ort und Stelle eingegeben werden kann. In der Pilotphase benennt der Hausarzt Impfwillige der Prioritäten-Gruppe 1 aus seinem Patientenstamm, diese werden abgeglichen mit den Impflingen, die über Bayimco registriert sind.

Für Arztpraxen, die in absehbarer Zeit selbständig agieren sollen, bilden die Impfzentren laut Gerhard Bieber von den Johannitern, die in Oberhaching das Impfzentrum betreiben, bereits Personal aus. Dabei geht es unter anderem darum, die Spritzen mit dem Impfstoff richtig aufzuziehen und Impfstoff anzumischen. Je nachdem, ob es sich um Astra Zeneca, Moderna oder Biontech-Pfizer handelt, sei dabei anderes zu beachten, sagt Bieber. Auch weitere Arztpraxen würden schrittweise in das Programm eingebunden. Der Impfstoff für die Praxen kommt aus dem Kontingent, das dem Landkreis München vom Freistaat zugeteilt wird, und er wird vom jeweiligen Impfzentrum an die Hausarztpraxen in ihrem Zuständigkeitsbereich abgegeben.

Der Bayerische Hausärzteverband ruft unterdessen dazu auf, die Bürokratie beim Impfen abzubauen. An den Bund geht der Appell, die Impfverordnung anzupassen, damit Ärzte in die Kampagne einsteigen können. Aktuell muss etwa jeder, der ein Vakzin verabreicht bekommt, ein 16-seitiges Formular ausfüllen, wie Friedrich Kiener, der ärztliche Leiter im Impfzentrum Unterschleißheim, erklärt. Kiener ist einer der Ärzte, in dessen Praxis in dieser Woche geimpft wird.

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Quelle:
SZ vom 09.03.2021
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