Süddeutsche Zeitung

Europawahl:Primus inter Pares

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Baierbrunn toppt erneut die ohnehin hohe Wahlbeteiligung

Seriensieger sind nicht gerade flächendeckend beliebt - der deutsche Fußballrekordmeister FC Bayern München kann ein Lied davon singen -, aber die Gemeinde Baierbrunn dürfte ihre Dauerdominanz keine Sympathiewerte kosten. Im Gegenteil: Die kleine Kommune im Isartal, rund 3400 Einwohner, darf als vorbildlich im Sinne demokratischer Partizipation gelten. Ihre Bürger tun das, was man gemeinhin als Bürgerpflicht ansieht, in ungewöhnlich hoher Frequenz: zum Wählen gehen. Fast 90 Prozent waren es bei der Bundestagswahl 2017, satte 36,5 Prozent aller Wahlberechtigten trugen sich in die Unterschriftenlisten für das Volksbegehren "Rettet die Bienen" ein - der Höchstwert im ohnehin sehr aktiven Landkreis München - und auch jetzt, bei der Europawahl, haben die Baierbrunner mit einer Wahlbeteiligung von 79 Prozent wieder die Spitzenposition erklommen.

Die Wahlbeteiligung im Landkreis lag im Durchschnitt bei 70,8 Prozent, in der Stadt München bei 65,4, in Bayern insgesamt bei 60,9 und im gesamten Bundesgebiet bei 61,5 Prozent. Die Zahlen verdeutlichen: Der Landkreis München ist mit seinen Gemeinden im bundesweiten Vergleich ein Musterschüler und Baierbrunn der Primus inter Pares. "Ich habe den Eindruck, dass unsere Bürger sehr interessiert und engagiert sind, was die Ausübung ihrer demokratischen Pflicht angeht", erklärt Baierbrunn Bürgermeister Wolfgang Jirschik (Überparteiliche Wählergemeinschaft). Ein Grund sei das große ökologisches Bewusstsein in der Isartalgemeinde, was sich auch im Wahlergebnis der Grünen widerspiegle (27,5 Prozent). "Wir haben viele Neubürger, junge Familien mit Kindern", sagt Jirschik. "Die sind politisch engagiert." Die Klimadebatte und die Betreuungssituation sind hier wichtige Themen.

Freilich: Auch die Alteingesessenen gehen fleißig an die Urnen, viele Baierbrunner sind in Vereinen, Gruppierungen, der Freiwilligen Feuerwehr oder anderen Institutionen aktiv. "Ich denke schon, dass bei uns traditionell ein großer Gemeinschaftssinn da ist", sagt Gemeindearchivar Alfred Hutterer, "die Leute sind gesellschaftlich aktiv und das motiviert, zum Wählen zu gehen." Klar, das sei in benachbarten Gemeinden ähnlich: Pullach und Schäftlarn teilen sich diesmal mit 76,2 Prozent Wahlbeteiligung den zweiten Platz im Landkreis. Insofern habe er auch keine fundierte These. "Es ist auffallend, aber eigentlich kann ich Ihnen nicht helfen, warum das so ist." Und dann hat er doch noch eine - augenzwinkernde - Erklärung: "Es liegt an der gesunden Luft."

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SZ vom 28.05.2019 / wat
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