Süddeutsche Zeitung

Isartal:Nicht alle Wege führten nach Rom

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Die Gemeinden Baierbrunn und Pullach feiern die Restaurierung des Römersteins, der im 19. Jahrhundert zur Erinnerung an die antike Militär- und Handelsstraße Via Julia errichtet wurde.

Von Udo Watter, Baierbrunn/Pullach

Auch in den Glanzzeiten des Imperium Romanum führten nicht alle Wege nach Rom. Zumindest nicht direkt. Die Militärstraße Via Julia, die den heutigen Landkreis München auf einer Strecke von 40 Kilometern zwischen Baierbrunn und Aying durchquerte, verband Guntia (Günzburg) über Augusta Vindelicorum (Augsburg), Statthaltersitz und Verwaltungszentrum der Provinz Rätien, mit Juvavum (Salzburg). Sie gilt als Teil der Verbindung zwischen Lutetia (Paris) und Byzantium (Istanbul), aber es ist speziell der bayerische Streckenverlauf, der durch archäologische Bodenfunde gut dokumentiert ist, und entlang der Straße stehen einige, während der Regierungszeit von Max II. (1848 bis 1864) errichtete Gedenksteine.

Einer davon strahlt jetzt wieder heller inmitten der Bäume. Der "Römerstein", der zwischen Buchenhain und Höllriegelskreuth östlich der B 11 steht, ist im vergangenen Jahr restauriert worden, die eingravierte Inschrift wieder gut sichtbar: "Römerstraße von Augusta Vindelicorum (Augsburg) nach Juvavum (Salzburg)." Ende März wurden noch Infotafeln aufgestellt und nun feierten Repräsentanten der Gemeinde Baierbrunn und Pullach die "Neu-Einweihung" des Kulturdenkmals.

"An ihm hatte sichtlich der Zahn der Zeit genagt", erklärt Wolfgang Jirschik, Baierbrunner Altbürgermeister und Vorsitzender des Vereins für Heimatpflege Baierbrunn (VHB), unter dessen Federführung die aktuelle Restaurierung erfolgte. Zuletzt war der Stein im Frühjahr 1982 überarbeitet worden. "Seitdem verwitterte er zusehends und verschwand im dichten Bewuchs des Waldes", so Jirschik.

Der Römerstein steht zwar auf Baierbunner Flur, das relevante Grundstück im Wald gehört aber seit 2019 der Gemeinde Pullach, sie hat daher als Eigentümerin des Steins die Renovierung finanziert. "Wir haben das übernommen. So dramatisch viel war es aber nicht", sagte Pullachs Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne). Rund 6000 Euro haben die Arbeiten gekostet. Mitarbeiter des Baierbrunner Bauhofes brachten noch eine Steinschüttung rund um den Gedenkstein an, sodass der Sockel vor Regenspritzwasser geschützt ist. Neben Tausendfreund war auch der Baierbrunner Rathauschef Patrick Ott (ÜWG) bei der Feier zugegen.

Erbaut wurde die Via Julia um 200 nach Christus von Kaiser Septimius Severus, ganz in der Nähe des Buchenhainer Römersteins überquerte sie die Isar und führte über das Gleißental bei Deisenhofen und Großhelfendorf in den Chiemgau und weiter nach Salzburg.

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