Süddeutsche Zeitung

Bundestagswahlkampf:München ist eine wichtige Bühne für die beiden Kanzlerkandidaten

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Martin Schulz und Angela Merkel sind gleichzeitig in der Stadt. Beide wissen um die Bedeutung Münchens für die Wahlen.

Kommentar von Günther Knoll

Den Kanzlerkandidaten der SPD führt seine Wahlkampftournee, Sommerreise genannt, an diesem Montag nach einem Besuch bei Audi in Ingolstadt auch nach München. Dort leistet Martin Schulz Basisarbeit (beim Sommerfest der SPD-Stadtratsfraktion) und kümmert sich um wichtige Klientel (bei den Stadtwerken). Und wenn er wollte, könnte er auch noch kurz mit der Bundeskanzlerin zusammentreffen.

Denn die hat nach einem Abstecher ins Kloster Banz zu den CSU-Bundestagsabgeordneten ebenfalls am Dienstag Termine in München: Erst kommt sie zum Wirtschaftsgespräch mit bayerischen Unternehmern, dann eröffnet sie die neue Brainlab-Zentrale in Riem. Trotz aller Nickligkeiten ihrer weißblauen Unionsfreunde schaltet sie also auch in Bayern zunehmend in den Wahlkampfmodus, nach ihrem Auftritt im Truderinger Bierzelt im Mai.

Das Buhlen der Kandidaten um die Münchner Wähler kommt nicht von ungefähr. Gut 650 000 Wähler gaben hier bei den Bundestagswahlen 2013 ihr Stimme ab, das ist immerhin knapp ein Zehntel aller bayerischen Zweitstimmen. Und beide, SPD wie CSU, gewannen damals in der Stadt hinzu. Das hatte wichtige Folgen für das Gesamtergebnis. Die CSU holte bundesweit mit 7,4 Prozent der Stimmen knapp einen Prozentpunkt mehr als 2009.

Und für die SPD halfen die Stimmengewinne in München (plus vier Prozentpunkte), das Bundesergebnis zumindest über 25 Prozent zu hieven. Martin Schulz weiß, dass München noch immer eine Hochburg für seine Partei sein könnte: Obwohl 2013 alle vier Wahlkreise der Stadt verloren gingen, gibt es da immer noch einen sozialdemokratischen Oberbürgermeister und ein entsprechendes Wählermilieu.

München ist zudem als sichere Wahlkampfbühne wichtig. Mit ihrer boomenden Wirtschaft, den großen Ereignissen, den Vorzeigebetrieben bietet die Stadt reichlich Gelegenheit, auf Erreichtes oder auf Versäumnisse hinzuweisen. Die Stadt hat im Vergleich zu anderen deutschen Metropolen wenig Grund unzufrieden zu sein.

Wo die Arbeitslosigkeit hoch, die Armut groß und die Abwanderung enorm ist, da müssen wahlkämpfende Politiker mit Pfiffen und Radau rechnen. Das kann den bestens geplanten Auftritt zunichte machen. In München besteht die Gefahr wohl kaum.

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Quelle:
SZ vom 10.07.2017
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