Süddeutsche Zeitung

Jazzfest Passau:Musikalisches Mammutprogramm

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Das Jazzfest Passau will mit Literarischem, Lustigem und Lehrreichem allen etwas bieten.

Von Oliver Hochkeppel, Passau

Natürlich werden es diesmal keine 10 000 Besucher werden wie 2019, aber doch wieder deutlich mehr als im vergangenen Jahr, als - mit Ausnahmegenehmigung - ab Anfang Juni jeweils 50 Besucher zu den Konzerten in den Rathaus-Innenhof durften. Womit das Jazzfest Passau 2020 mutmaßlich das erste Festival weltweit war, das wieder mit Publikum an den Start ging. Ein Zeichen für die Musik und die Kultur, wie es die Veranstalter Jürgen Waldner und Paul Zauner, die seit 20 Jahren auch das Jazz-Programm im Café Museum betreuen, mit dem 2014 gestarteten Jazzfest schon immer setzen wollten. Von Anfang an wollten sie bewusst niederschwellig und interdisziplinär alle Passauer erreichen: Fast alle Termine sind umsonst, die Bandbreite reicht von den Locals bis zu internationalen Größen allen Jazz-Sparten, außerdem gibt es Workshops und die Anbindung zu anderen Kunstgattungen.

Rekordverdächtige 102 Veranstaltungen finden diesmal bis zum Abschlussabend am 28. August statt, neben den 35 Hauptkonzerten im Rathaus-Arkadenhof erstmals auch Afterwork-Konzerte von 17 Uhr an und vom Organisten Jan Korinek geleitete Sessions von 22 Uhr an im Café Museum sowie Donnerstagskonzerte im Studio 12 an der Innpromenade. Auch das Schneider-Atelier von Elke Burmeister am Unteren Sand ist zum ersten Mal Spielort, an dem sich zum Beispiel der Songwriter Stefan Tilch oder die Performerin Barbara Dorsch präsentieren. Meisterkurse gibt es unter anderem mit dem Saxofon-Star David Murray, dem Bassisten Darryl Hall, dem Gitarristen Peter Rom oder den Klazz-Brothers. Zum Rahmenprogramm gehört diesmal unter dem Titel "Ton Text Labor - Prototypen" auch viel Literarisches: Schon am 20. Juli feiert das musikalische Hörspiel "Jennerwein" Welt-Premiere, bei dem die Schauspieler Johanna Bittenbinder, Heinz-Josef Braun und Stefan Murr mit dem Passauer Art Ensemble um Leo Gmelch zusammenwirken (am 6. Oktober wird es dann auch im Münchner Lustspielhaus zu sehen sein). Tags darauf ist Literaturpapst Denis Scheck zu Gast, und am 23. August stellt der Philosoph Rüdiger Safranski sein neues Buch "Einzeln sein" vor.

Die Konzerte auf der Hauptbühne sind zudem dadurch geadelt, dass das Jazzfest Passau heuer vom Bayerischen Jazzverband auch zum jährlich in eine andere Stadt vergebenen "Bayerischen Landesjazzfestival" ernannt wurde. Dementsprechend steht auch ein Auftritt des Landes-Jazz-Ensembles, einer sechsköpfigen bayerischen Allstar-Band, auf dem Programm - gleich einen Tag nach der Eröffnung am 18. Juli mit dem außergewöhnlichen Quartett Gaia Cuatro der japanischen Violinistin Aska Kaneko und des argentinischen Pianisten Gerardo di Giustos. Heimische Aktivposten wie der unlängst mit dem Kemptener Jazzpreis dekorierte Münchner Sänger Kilian Sladek oder der Memminger Sinti-Swinger Lancy Falta sind dann ebenso zu erleben wie nationale Größen - etwa der preisgekrönte Berliner Tenorsaxophonist Philipp Gropper oder der "Wuppertaler Charlie Parker" Wolfgang Schmidtke -, solche aus dem nähen Österreich (wie die Spaßjazzer Grapha oder Christoph Pepe Auer) sowie internationale Stars. So werden nicht zuletzt das italienisch-brasilianische Duo Malfalda Minnozzi & Paul Ricci, der amerikanische Gitarrist Scott DuBois und insbesondere die hierzulande ewig nicht mehr zu sehende Pariser Saxofon-Legende Lenny Popkin das Jazzfest krönen.

Jazzfest Passau, Sonntag, 18. Juli, bis Samstag, 28. August, Programm unter: www.cafe-museum.de

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