Süddeutsche Zeitung

Umweltverschmutzung:"Das Plastik ist eines der größten Umweltthemen unserer Zeit"

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Von Pia Ratzesberger, München

Wenn man auf den Fluss schaut, ahnt man nichts. Man sieht nur das klare Wasser, die vielen Steine. Doch nur, weil man das Plastik nicht erkennen kann, bedeutet das nicht, dass es nicht da wäre. In der Isar schwimmt eine Menge Plastik und bislang weiß niemand, wo es herkommt. Die Fraktion der SPD im bayerischen Landtag hat die Staatsregierung deshalb aufgefordert, dieser Frage intensiver nachzugehen.

Im Umweltausschuss hat die Fraktion am Donnerstag einen Antrag eingebracht, in dem sie dazu aufruft, nicht nur zu erforschen, woher das Plastik in den Flüssen und Seen Bayerns stammt, sondern auch das Grundwasser, das Trinkwasser und das Abwasser zu untersuchen. "Das Plastik ist eines der größten Umweltthemen unserer Zeit", sagt der Landtagsabgeordnete Florian von Brunn (SPD).

Seine Fraktion fordert die Regierung deshalb auf, sicherzustellen, dass in Zukunft alle Anlagen in Bayern, in denen Abwasser gefiltert wird, kleinste Partikel auch unter schweren Bedingungen fassen können, zum Beispiel bei starkem Regen. Hintergrund ist, dass bei solchem Wetter die Kläranlagen das viele Wasser oftmals nicht zurückhalten können und es dann ungefiltert in die Isar fließt.

Erst im vergangenen Jahr hatte eine gemeinsame Studie von Landesämtern aus verschiedenen Bundesländern und der Universität Bayreuth gezeigt, dass die Konzentration von kleinsten Plastikteilen in der Isar stark ansteigt, sobald der Fluss die Großstadt verlässt. Bei Baierbrunn fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler damals 8,3 Partikel pro Kubikmeter. Bei Moosburg waren es fast 88 Partikel pro Kubikmeter.

Die Studie war das erste Ergebnis einer längeren Untersuchung - am Donnerstag lehnten die Fraktion der CSU und der Freien Wähler den Antrag der SPD unter anderem wegen laufender Forschungen ab. "Wir hätten zugestimmt, dass der Antrag in einen Berichtsantrag verwandelt wird", sagt der CSU-Abgeordnete Eric Beißwenger. Dann wäre die Staatsregierung zum Berichten aufgerufen gewesen, nicht aber zum Handeln.

Bei der CSU verweist man darauf, dass der Freistaat seit Jahren Geld in wissenschaftliche Projekte investiere und das Kabinett im Januar mehrere Maßnahmen gegen Mikroplastik beschlossen habe, unter dem man alles Plastik versteht, das kleiner als fünf Millimeter ist. Die Folgen für die im Wasser lebenden Organismen zum Beispiel sollen genauer untersucht werden, in den kommenden fünf Jahren seien dafür fünf Millionen Euro eingeplant. Unter anderem solle es auch eine "gemeinsame Initiative mit der Wirtschaft zur Verringerung von Kunststoffeinträgen in die Umwelt" geben. "Das reicht mir nicht", sagt Florian von Brunn dazu.

Der Abgeordnete der SPD fordert, dass die Isar genauer untersucht werde und vor allem die Rolle Münchens. "Es sieht ja ganz danach aus, als wären wir die Verursacher." Die Wissenschaftler aus Bayreuth hatten in der Isar fast ausschließlich kleinste Teile aus Polyethylen gefunden, einem der beliebtesten und am meisten produzierten Kunststoffe der Welt. Aus dem Material werden viele Verpackungen hergestellt - zum Beispiel Tüten, Folien, Flaschen und Deckel.

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Quelle:
SZ vom 05.04.2019
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