Süddeutsche Zeitung

Großeinsatz:Dienstagnacht gibt es am Hauptbahnhof Kunstblut, Knall und Rauch

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Die Polizei übt in der zum Abriss abgesperrten Schalterhalle eine "lebensbedrohliche Einsatzlage".

Von Martin Bernstein

Terrorismus? Geiselnahme? Amoklauf? Welches Szenario sich hinter dem Begriff "Lebensbedrohliche Einsatzlage" verbirgt, für die Bundes- und Landespolizei in der Nacht zum Mittwoch üben, behalten die Verantwortlichen für sich. Schließlich sollen die eingesetzten Beamten möglichst unter Ernstfallbedingungen trainieren. Und anders als bei der Großübung "Lelex" vor gut einem Jahr werden Anwohner, Passanten und Zugreisenden auch so gut wie nichts mitbekommen. Die 300 Einsatzkräfte proben den Ernstfall nämlich hinter verschlossenen Türen, wenngleich im Herzen der Stadt: Knallen und rauchen wird es in der bereits seit Montag hermetisch abgesperrten, weil für den Abbruch vorbereiteten Schalterhalle des Hauptbahnhofs.

Der erste "Schuss" wird um Mitternacht fallen. Um 4 Uhr am Mittwochmorgen soll die Übung, an der vor allem Bundespolizisten, aber auch Beamte der fürs Bahnhofsviertel zuständigen Polizeiinspektionen Westend und Hauptbahnhof teilnehmen, wieder vorbei sein. "Um die Handlungsfähigkeit der Polizeibeamten auf einem hohen Niveau zu halten, ist das Üben der Abläufe bei großen Einsatzlagen immer wieder notwendig", sagt Wolfgang Hauner, Pressesprecher der Bundespolizei. Verstümmelte Hände (aus Gummi), viel Schminke, jede Menge Kunstblut, Schwerbewaffnete in Schutzausrüstung, die ihre Waffen im Anschlag haben: Ein Foto der Bundespolizei gibt einen Eindruck davon, was sich hinter den Sichtschutzwänden abspielen wird.

Wie so ein Szenario aussehen könnte, zeigte die Großübung im vergangenen Jahr: In einem Straßencafé im Hauptbahnhof stach ein "Attentäter" unvermittelt und wahllos auf die Nachtschwärmer - gespielt von Polizeischülern als Komparsen - ein. Eine Streife der Bundespolizei war als erste am Tatort. Zurück blieben im zum Glück nur gespielten Schreckensszenario Tote und Schwerverletzte. Damals wurde für die Übung einer Großteil des Hauptbahnhofs gesperrt, mehr als 2000 Polizisten, aber auch Rettungsdienste und Feuerwehr waren beteiligt.

Am Mittwochmorgen ist alles eine Nummer kleiner. Die Schalterhalle des Hauptbahnhofs sowie deren Zu- und Abgänge sind wegen der Abrissarbeiten schon seit Montagmittag gesperrt. Der Zugang zum Hauptbahnhof München wird dann nur über die Eingänge Arnulf- und Bayerstraße sowie das Zwischengeschoss Richtung Gleishalle möglich sein. Auch Fern-, Regional- und S-Bahnverkehr sollen nicht betroffen sein. Polizisten, Sicherheitspersonal, Lautsprecherdurchsagen und Informationstafeln sollen die Fahrgäste aufklären. Denn auch wenn man nichts sieht - die Geräuschkulisse wird erschreckend genug sein: Platzpatronen knallen, dazwischen gellen fingierte Schreie. Die Bundespolizei twittert vor und während der Übung unter @bpol_by.

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Quelle:
SZ vom 07.05.2019
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