Süddeutsche Zeitung

Mähwiesen-Projekt:Seltene Orchideen im Landkreis entdeckt

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Viele Wiesen im südlichen Landkreis Fürstenfeldbruck sind schon artenreich oder können es werden. Im Februar wird das Projekt der Regierung von Oberbayern fortgesetzt.

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Eine wirkliche Besonderheit ist beim Mähwiesenprojekt der Regierung von Oberbayern gefunden worden: Die Steifblättrige Fingerwurz (Dactylorhiza incarnata), auch bekannt als Fleischfarbenes Knabenkraut, haben die Experten des Münchner Büros Ifuplan in einer Wiese im Landkreis entdeckt. "Diese heimische Orchidee wächst unter anderem in nassen bis wechselnassen Wiesen und ist in Bayern stark gefährdet", erklärt Vegetationskundler Lukas Rester, der das Projekt betreut.

Daneben seien weitere heimische Orchideen der Gattung Sommerwurzen gefunden worden. "Diese ebenfalls seltenen Pflanzen sind gänzlich braun, da sie keine eigene Photosynthese betreiben und ihre Nährstoffe als Schmarotzer von anderen Pflanzen beziehen", erklärt Rester in seiner Bilanz des ersten Projektjahrs. Im Landkreis Fürstenfeldbruck begann es im Mai 2022. Ziel ist es, Wiesen zu identifizieren, die schon artenreich sind, und auch solche, die es werden können.

Die Ifuplan-Experten erfassten im vorigen Jahr Pflanzen auf mehr als 280 Hektar Wiesen, der Großteil liegt im Süden des Landkreises. Im Jahr 2023 soll Rester zufolge erfasst werden, was im Norden des Landkreises so alles wächst.

Die Besitzer der Wiesen, meist Landwirte, sollen dann so beraten werden, dass sie diese möglichst gut pflegen, um ihren Artenreichtum zu fördern. "Möglichst viele Pflanzen sollen ausreichend Zeit haben, um zu keimen, zu blühen und sich auszusamen", erklärt Rester. Gleichzeitig soll verhindert werden, dass dominante Pflanzen andere verdrängen. Bei den Untersuchungen im vorigen Jahr wurden viele hochwertige und artenreiche Mähwiesen mit teils sehr guten Erhaltungszuständen erfasst. Zudem wurden viele Flächen vorgefunden, die sich zu artenreichen Mähwiesen entwickeln können.

Das Problem für die Landwirte: Der Ertrag artenreicher Wiesen ist in der Regel geringer als der von Intensivgrünland. Daher werden die Landwirte auch dazu beraten, welche finanziellen Förderungen sie bekommen können, etwa im Vertragsnaturschutzprogramm.

Schon im Februar sollen erneut Landwirte und Eigentümer beraten werden. Wer dabei sein will, kann sich beim Büro Ifuplan oder bei der Unteren Naturschutzbehörde melden. Weitere Beratungen sind für Ende 2023 geplant, ebenso Wanderungen zu den Wiesen im Frühling und Sommer. Die Termine werden über die Internetseite von Ifuplan bekannt gegeben.

Bei den drei gut besuchten Wanderungen in Alling, Grafrath und Kottgeisering im vorigen Jahr haben die Teilnehmer mehr über das Projekt erfahren. In zwei bis drei Stunden wurden Wiesenpflanzen unter die Lupe genommen, über den gesellschaftlichen Wert artenreicher Mähwiesen diskutiert und von erfolgreichen Beispielen berichtet. "Als wesentlicher Bestandteil der Herstellung und Pflege artenreicher Mähwiesen wurde immer wieder die Rolle der Landwirtschaft hervorgehoben", berichtet Rester. Häufig sei technisches Spezialwissen nötig, wenn zum Beispiel Wiesen in besonders nassem, hügeligem oder unwegsamem Gelände gemäht werden sollen.

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