Süddeutsche Zeitung

Keine neuen Filme:Moosburger Kino hängt in der Luft

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Die Rosenhof-Lichtspiele sind in einer schwierigen Situation, weil ihnen an die schwankende Inzidenz geknüpfte Öffnungsperspektiven nicht helfen: Sie bekommen kurzfristig keine neuen Filme - und alte wollen sie nicht zeigen.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Im Prinzip habe sich seit November nicht viel verändert, sagt Verena Dollinger. Noch immer gebe es keine Öffnungsperspektive. Im Gegenteil. "Momentan sieht es ja so aus, als könnte es ab kommender Woche noch strengere Beschränkungen geben", sagt die Betreiberin der Moosburger Rosenhof-Lichtspiele. Wie das gesamte Kinogewerbe hängt die junge Unternehmerin mit ihrem Betrieb in der Coronakrise ziemlich in der Luft. Wann und wie es weitergeht, ist nicht abzusehen, dabei bräuchte es gerade in dieser Branche eine langfristige und zuverlässige Perspektive. Ein Kino von heute auf morgen zu öffnen, weil die Inzidenzzahlen gerade passen, sei nicht möglich, meint Dollinger.

Das Problem ist, dass Filmverleihe und Kinos wegen des aktuellen Lockdowns gleichermaßen in der Warteschleife hängen. Bis ein Filmverleih einen neuen Streifen starten lassen könne, brauche es vier bis sechs Wochen Vorlaufzeit, erklärt die Moosburger Kinobetreiberin. "Sie müssen dafür erst Werbung machen und ihre Mitarbeiter, die in Kurzarbeit sind, wieder zurückholen", sagt Dollinger: "Das ist auch die Zeit, die wir brauchen, um einen neuen Film zu disponieren." Ob ein Kino öffnen darf, hängt vom Inzidenzwert und den Regeln in der jeweiligen Region ab. Die Filmverleihe wiederum bringen keine neuen Filme heraus, wenn sie nicht genügend Abnehmer dafür haben. "Wir wissen nicht, welche Filme wir bekommen. Und die Filmverleihe wissen nicht, wie viele Kinos überhaupt aufmachen dürfen", beschreibt die Rosenhof-Chefin das Dilemma.

Das Kino könnte keine neuen Filme zeigen

Wenn sie ihr Kino jetzt aufmachen würde, könnte sie gar keine neuen Filme zeigen: "Dann müssten wir entweder Filme vom November spielen oder welche, die es schon auf Amazon, Netflix oder anderen Portalen gibt und die viele schon daheim auf der Couch gesehen haben - aber das ist ja nicht der Sinn von Kino." Was der Branche entgegenkäme, wäre eine langfristige und einheitliche Lösung. "Wenn wir zum Beispiel jetzt schon wüssten, dass Kinos am 15. August wieder öffnen dürfen, dann könnte man bis dahin alles vorbereiten", sagt Dollinger. Das Hin und Her mit der Abhängigkeit von aktuellen Inzidenzwerten bringt Kinobetreiber nicht nur beim Filmangebot ins Schleudern. "Wir müssen ja auch unsere ganzen Süßwaren, Cola und so weiter bestellen, wenn man ein halbes Jahr zu hat, ist das Mindesthaltbarkeitsdatum bei vielen Sachen überschritten", sagt Dollinger: "Letztes Jahr haben wir viele Sachen wegwerfen müssen, dann haben wir nachbestellt, als wir geöffnet haben - und jetzt haben wir dasselbe Schlamassel."

Einzige Konstante im Rosenhof ist derzeit die Gastronomie. Da zum Kino auch ein Restaurant gehört, wird dort von Donnerstag bis Sonntag Essen zum Mitnehmen angeboten. Insgesamt könne man sich nicht beklagen, "auch wenn es natürlich noch besser laufen könnte", so die Rosenhof-Chefin. Aber man müsse die Leute auch verstehen: "To go ist halt nicht dasselbe wie direkt im Lokal zu essen." Nichtsdestotrotz sei das Restaurant "natürlich unser großer Vorteil im Vergleich zu anderen Kinos, die momentan gar nichts machen können, außer Kinogutscheine zu verkaufen". Und das sei "auch nicht die Welt". An Ostern verbuchte der Rosenhof einen starken Rückgang beim Gutscheinverkauf im Vergleich zum Vorjahr. "Man merkt einfach die Unsicherheit bei den Leuten - wir wissen, dass es uns auch nächstes Jahr noch gibt, aber die Leute nicht", so Dollinger.

Im Kino selbst zu testen wäre schwierig

Für die Wiedereröffnung hat man sich im Rosenhof auch schon Gedanken über ein mögliches Testkonzept gemacht, "aber das ist sehr schwierig", meint die Betreiberin. Tests direkt im Kino seien schon aus Platzgründen problematisch. "Wo soll ich den Raum hernehmen? Ich kann ja nicht die getesteten Leute zu den Ungetesteten ins Foyer lassen." Die Hoffnungen ruhen deshalb auf dem öffentlichen Testzentrum im Moosburger Eisstadion. "Wenn die Leute sich dort testen lassen und ihr Zertifikat mitbringen, wäre uns das natürlich am liebsten", so Dollinger.

Eine große Rolle könnte das Testzentrum in diesem Zusammenhang auch spielen, falls der Stadtrat am Montag beschließt, dass Moosburg sich für das Modellprojekt "Sichere Öffnung durch Testen" bewirbt. Wenn Moosburg den Zuschlag bekäme, wäre das auch für ihr Kino "sicher interessant, aber eben auch schwierig wegen der Filmproblematik", sagt Dollinger. Auch in Tübingen stünden die Kinos vor der Frage: "Was sollen wir spielen?" Aus dem Saarland wiederum habe sie gehört, dass manche Kinos sich gegen eine Öffnung entschieden hätten, weil am Wochenende, wenn das meiste Geschäft gemacht wird, die Testzentren geschlossen sind. Dieses Problem hätte man im Fall der Fälle in Moosburg nicht: Dort wird sieben Tage die Woche getestet.

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Quelle:
SZ vom 08.04.2021
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