Süddeutsche Zeitung

Distanzunterricht:Gymnasien fällt es weniger schwer

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Sie tun sich mit der Umstellung leichter als manche Mittelschule im Landkreis.

Von Petra Schnirch, Alexander Kappen und Gabriel Wonn, Moosburg/Freising

Am Moosburger Karl-Ritter-von-Frisch-Gymnasium war man bereits seit Schuljahresbeginn auf eine Umstellung auf Distanzunterricht vorbereitet. Schon im September stellte die Schule im digitalen Elternportal und auf der Homepage das Konzept "Lernen daheim" zur Verfügung, in dem die Szenarien für den Fall von Wechselunterricht oder einer kompletten Schulschließung abgebildet wurden. Vergangenen Sonntag informierte Schulleiterin Claudia Theumer kurz nach Bekanntwerden der Bund-Länder-Beschlüsse zum harten Lockdown dann unter dem Vorbehalt einer endgültigen Bestätigung der Beschlüsse in einem Elternbrief darüber, dass besagtes Konzept von kommenden Mittwoch an nun umgesetzt werde.

Bereits seit Schuljahresbeginn wurde teils parallel zum Präsenzunterricht auch im digitalen Unterrichtssystem Mebis gearbeitet. Auch deshalb, um die im vergangenen Schuljahr während des ersten Lockdowns von Schülern und Lehrern neu erworbenen Fähigkeiten Wissensvermittlung über digitale Medien nicht vergessen zu lassen, zu pflegen und auszubauen. Zudem verfügt die Schule inzwischen über einen eigenen Big-Blue-Button-Server, der Videokonferenzen unter Einhaltung des Datenschutzes ermöglicht. Da die technische Ausstattung nicht in allen Familien optimal ist, das Moosburger Gymnasium jedoch allen Schülerinnen und Schülern möglichst gute Arbeitsbedingungen bieten möchte, kann man sich digitale Endgeräte von der Schule ausleihen. Zudem ist es möglich, über die Schule kostenlose Office-Lizenzen zu erhalten.

Gerade bei jüngeren Klassen stehen Grund- und Mittelschulen vor Herausforderungen

Dass gerade in puncto Ausstattung die Schulform eine Rolle spielt, beklagt Simon Pelczer, der Schulleiter der Paul-GerhardtGrund- und Mittelschule: "Es ist schwieriger, an die benötigten Leihgeräte zu kommen. Und wenn sie da sind: Wie soll ein Kind die dann bedienen, wenn noch nicht einmal geklärt ist, ob die Eltern zuhause sind?" Gerade bei den jüngeren Klassen steht die Schule vor Herausforderungen, obwohl bereits seit Wochen mögliche Szenarien durchgespielt und umfangreiche Vorkehrungen getroffen wurden. "Wir versuchen, uns so sehr umzustellen, dass es möglich wäre, nach den Ferien mit Distanzunterricht weiterzumachen. Uns ist wichtig, dass wir eine Situation schaffen, in der sich Eltern und Schüler nicht verloren vorkommen. Und dass es eine Notfallbetreuung gibt", so Pelczer.

Im Vergleich dazu sind die Gymnasien "auf einer Insel der Seligen", wie es Veronika Eckl, Lehrerin am Camerloher-Gymnasium, ausdrückt. Sowohl technische Ausstattung, die Eigenständigkeit der Schülerinnen und Schüler sowie Fortbildungen für Lehrkräfte sorgen für eine relativ reibungslose Umstellung auf reinen Online-Unterricht Die Schülerinnen und Schüler am Camerloher-Gymnasium sind diesen mittlerweile gewöhnt. "Die Lehrer haben schon Termine für Videokonferenzen ausgegeben. Und wir waren wegen positiven Tests auch erst in Quarantäne, das unterscheidet sich also nicht", sagt Verena Bauer, 17-jährige Schülerin des Gymnasiums. Constanze Bauer (16) findet das Durchgreifen zudem alternativlos: "Auf meinem Schulweg ist der Bus dermaßen überfüllt, dass man niemals Abstand halten kann. Man muss das alles schließen. Es ergibt ja keinen Sinn, wenn man in der Schule Abstand hält, aber dann im Bus dorthin geht es nicht." Hannah Gürtner (15) pflichtet dem bei: "Man hätte es früher machen müssen. Und wenn man es jetzt nicht macht, wird es nie eine Grenze geben und dann wird es immer so weitergehen."

Im Freisinger Rathaus wartet man noch auf Informationen seitens der Regierung

Da die Schulen vor den Weihnachtsferien nun noch früher schließen als zunächst geplant, soll es laut Staatsregierung in Kindertagesstätten eine Notbetreuung geben, wenn Eltern ihre Kinder in den kommenden Tagen nicht selbst betreuen können. Außerdem soll ein solches Angebot auch an Schulen für die Klassen eins bis sechs, an Förderschulen sowie für Kinder mit Behinderung geschaffen werden. Genaueres wusste man im Freisinger Rathaus allerdings selbst am Montag noch nicht, obwohl der harte Lockdown bereits an diesem Mittwoch beginnt. Weder von Seiten des Kultusministeriums noch des Sozialministeriums lägen bisher Informationen vor, sagte Christl Steinhart, Pressesprecherin der Stadt. Ohne genaue Ausführungen könnten aktuell leider keine Informationen an die Eltern weitergegeben werden. Die Stadt werde wohl erst an diesem Dienstag, einen Tag vor dem Lockdown, reagieren können.

Der Fachbereich Kindertagesstätten und Schulen im Rathaus stehe in Austausch mit dem pädagogischen Personal der Einrichtungen, um schnell reagieren zu können, sobald genauere Bestimmungen vorliegen. Als Ende November beschlossen wurde, den Beginn der Weihnachtsferien auf 21. Dezember vorzuziehen, habe das Fachamt bei den Eltern abgefragt, ob und welcher Betreuungsbedarf für die - damals - zwei Tage vor dem regulären Ferienbeginn erforderlich sei. Der Rücklauf habe ergeben, dass nur eine geringe Nachfrage bestehe - "die Familien wollen vermutlich alles daran setzen", so Steinhart, "die kontaktarme Zeit zur Vorbereitung eines gesundheitlich möglichst sicheren, risikoarmen Weihnachtsfestes zu nutzen".

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SZ vom 15.12.2020
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