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Petition an den Ministerpräsidenten:Söder soll Kirchseeoner Hallenbad retten

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Eine Petition zur geplanten Schließung der beliebten Einrichtung richtet sich direkt an den Bayerischen Ministerpräsidenten. Auch aus dem Rathaus wird dieser bald Post bekommen.

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Markus Söder ist ein begeisterter Schwimmer - zumindest kursieren im Internet zahlreiche Fotos, die ihn beim Planschen im kühlen Nass zeigen. Insofern scheint der bayerische CSU-Ministerpräsident nicht der schlechteste Ansprechpartner zu sein, wenn es um die Rettung eines Hallenbades geht. Das hat sich nun offenbar auch Kornelia Schöning aus Zorneding gedacht, die eine Online-Petition für den Erhalt des Bades in der Nachbargemeinde Kirchseeon initiiert hat. Wegen akuter Baumängel und hoher Sanierungskosten hatte sich der Gemeinderat vor rund einer Woche mehrheitlich auf dessen Schließung verständigt. Nun soll sich Söder persönlich der Sache annehmen.

"Da Ihnen das Thema Schwimmen am Herzen zu liegen scheint, vertraue ich auf Sie. Denn um zu schwimmen, brauchen wir geöffnete Schwimmbäder - nicht nur im Sommer", schreibt Schöning in ihrer Petition an den Ministerpräsidenten. Diese stößt durchaus auf Resonanz, denn in den ersten 24 Stunden hatten bereits mehr als 1000 Teilnehmer das Gesuch unterzeichnet. Am Montagnachmittag waren es schon knapp 3000 Menschen, die sich für den Erhalt des beliebten Hallenbades ausgesprochen haben. Dort finden nicht nur verschiedene Kurse und das Schulschwimmen statt, sondern das Bad ist zu bestimmten Zeiten auch für jedermann geöffnet.

Damit könnte es bald vorbei sein, wenn die Einrichtung in wenigen Wochen für immer geschlossen wird. Auf diesen Schritt verständigte sich jüngst der Kirchseeoner Gemeinderat. "Das ist mehr als bedauerlich und macht mich persönlich sehr traurig", hatte Bürgermeister Jan Paeplow (CSU) in der Sitzung gesagt. Das Ende des Hallenbades sei jedoch alternativlos. Hatte man noch im vergangenen Jahr versucht, die Einrichtung notdürftig zu sanieren, sind die Schäden am Gebäude inzwischen schlicht zu groß. So droht etwa die Dämmung über dem Kinderbecken herunterzufallen, außerdem sind die Becken undicht und es dringt Wasser ins Untergeschoss. Um das Bad wieder in Stand zu setzen, müsste die zwischen sechs und acht Millionen Euro investieren - Geld, das angesichts teurer Pflichtaufgaben nicht vorhanden ist. Somit bleibt nur die Schließung des Bades.

Mit dieser Entscheidung will sich Kornelia Schöning allerdings nicht abfinden. In ihrer Petition verweist sie unter anderem auf die bayerische Verfassung, wonach das kulturelle Leben und der Sport von Staat und Gemeinden zu fördern seien. "Ich denke, dass für die Finanzierungen rund um eine solche Einrichtung wie dieses Hallenbad auch der Staat und nicht nur eine Gemeinde oder ein Landkreis zuständig sein sollten", schreibt Schöning, die damit argumentiert, dass schließlich auch zahlreiche Bürger aus den umliegenden Ortschaften nach Kirchseeon zum Schwimmen kommen würden. Es sei also nicht gerade fair, die Marktgemeinde mit den Kosten für eine Sanierung alleine zu lassen.

An Markus Söder richtet Schöning deshalb einen ganz konkreten Wunsch: "Bitte genehmigen Sie zeitnah staatliche Mittel und unterstützen Sie auch die interkommunalen Zusammenarbeit, um dieses Schwimmbad zu erhalten, das kulturelle Leben und den Sport in der Gemeinde und rund um Markt Kirchseeon zu fördern." Ob dieses Gesuch in der Münchner Staatskanzlei tatsächlich Gehör findet, bleibt abzuwarten.

Fest steht allerdings, dass dort in den kommenden Tagen zusätzlich noch ein offizielles Schreiben aus dem Kirchseeoner Rathaus aufschlagen wird. Wie Bürgermeister Jan Paeplow auf Nachfrage der SZ sagt, will er sich ebenfalls direkt an den CSU-Chef wenden und in einem Brief die Situation vor Ort schildern. Dabei gehe es gar nicht so sehr darum, die Sanierung des Hallenbades einzufordern, sondern vielmehr die missliche finanzielle Lage vieler bayerischer Kommunen zu schildern.

Die Petition unterstütze er inhaltlich dennoch voll und ganz, wie Paeplow sagt. An der Ausgangssituation ändert das jedoch wenig: "Wir können uns das einfach nicht leisten", so der Rathauschef über die Hallenbad-Sanierung. Konkrete Lösungen oder gar einen unverhofften Geldsegen aus München erwartet er derweil nicht, schließlich würden sich wahrscheinlich viele Gemeinden ein Hallenbad wünschen. Dennoch hofft Paeplow, dass durch die Petition und sein Schreiben der Blick der Regierung einmal mehr auf die Kommunen gelenkt wird, die sich mit ihren Problemen häufig im Stich gelassen fühlen.

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