Süddeutsche Zeitung

Corona-Krise in Ebersberg:Wegen Krankheit geschlossen

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Wie sicher ist die kritische Infrastruktur im Landkreis vor Personalausfällen durch die Omikron-Welle? Zumindest beim Nahverkehr gibt es bereits erste Einschränkungen, in anderen Bereichen herrscht noch vorsichtiger Optimismus.

Von Merlin Wassermann, Ebersberg

Wer diese Woche wie immer mit den MVV-Regionalbuslinien 452 oder 459 fahren wollte, erlebte mitunter eine böse Überraschung. Der "befürchtete Fall" sei eingetreten, dass "aufgrund etlicher Krankheits- und Quarantänefälle beim Fahrpersonal" dort Fahrten ausfallen mussten, hieß es in einer Pressemitteilung aus dem Vaterstettener Rathaus. Thomas Uhlmann vom MVV konnte diese Ausfälle nicht genau quantifizieren, sprach aber von einer "starken Belastung", insbesondere für den Linienverkehr. "Vor allem die Firmen des Nahverkehrs, die ausschließlich die Linienbusse stellen und auf keine Reisebusfahrer zurückgreifen können, haben Probleme", erklärte er. Dabei lässt es sich nur schwer nachvollziehen, wo sich die Fahrer infiziert hätten. "Wir müssen uns aber darauf einstellen, dass bis Mitte Februar zumindest immer die Gefahr besteht, dass sich der Fahrermangel bemerkbar macht, weil für diesen Zeitraum der Peak der Pandemie vorhergesagt wird", so Uhlmann. "Wir hoffen aber das Beste."

Andere Bereiche der kritischen Infrastruktur sind zum Glück bis jetzt weniger stark belastet durch Corona-Ausfälle. Agnes Gehrer, bei der Stadt Ebersberg zuständig für Abfall und Wertstoffe, weiß von keinen Einschränkungen bei der Abfallentsorgung, weder in der Stadt noch im Landkreis und auch nicht bei den Wertstoffhöfen. "Bis jetzt läuft alles normal, das würde man aber auch schnell merken, wenn es anders wäre", scherzt sie. "Das kann sich aber auch von heute auf morgen ändern, wir hoffen aber, dass es so bleibt."

"Wir müssen von Tag zu Tag schauen, wie wir die Kita-Betreuung aufrecht erhalten."

Nicht ganz so rosig sieht es hingegen beim Bayerischen Roten Kreuz aus, wie Kreisgeschäftsführerin Elisabeth Seibl-Kinzlmaier berichtet. Zwar sei die Lage in den meisten Bereichen gut, die Kitas bereiten ihr allerdings Kopfzerbrechen: "Wir haben gerade viele Kinder die positiv getestet sind, und damit ist natürlich auch das Betreuungspersonal in Gefahr", erzählt sie. Ein spezielles Problem ergebe sich dabei aus den unterschiedlichen Quarantäneregelungen für Kinder und Erwachsene: "Wenn wir eine Gruppe in Quarantäne schicken müssen, kommen die Kinder nach fünf Tagen wieder raus, die Erwachsenen aber erst nach sieben, wenn sie keine Symptome haben. Da müssen wir dann von Tag zu Tag schauen, wie wir die Betreuung aufrecht erhalten."

Polizei und Feuerwehr wiederum haben nicht mit Personalmangel zu kämpfen. Wie der Leiter der PI Ebersberg, Ulrich Milius, und der stellvertretende Leiter der PI Poing, Manfred Winter, einhellig berichten, gibt es dort personell keine Probleme, die Impfquoten seien gut und es gibt nur einen Verdachtsfall in Poing und zwei in Ebersberg, wodurch aber keine Einschränkungen entstehen. Auch Kreisbrandrat Andreas Heiß freut sich darüber, dass bis jetzt keine Feuerwehr außer Dienst gehen musste. Für letzteren Fall gäbe es ohnehin einen Notfallplan. Die niedrige Belastung sei auch den Schutzmaßnahmen zu verdanken, die konsequent umgesetzt würden, wie er betont.

Eine starke Beeinträchtigung der kritischen Infrastruktur im Landkreis durch Corona ist unwahrscheinlich

Von solchen weiß auch Christoph Münch, Kommandant der Feuerwehr Ebersberg, zu berichten. "Wir halten Abstand, tragen Masken, testen vor Übungen. Für den Januar haben wir auch aufgrund der Infektionslage Übungen abgesagt, deswegen haben wir zur Zeit auch nur eine Person, die in Quarantäne ist." Auch sei die Impf- und Boosterquote relativ gut, es gebe einen großen Personalpool. "Es hängt aber nicht nur davon ab, wie viele Leute sich infizieren, sondern auch wer", mahnt Münch. Würden mehrere Leute aus der Kernmannschaft gleichzeitig krank, sei das in jedem Fall ein Problem, bei zehn Infizierten gleichzeitig, egal ob Kernmannschaft oder nicht, sei das gefährlich. Völlig abwegig ist das nicht, vergangenen November waren fünf oder sechs zur selben Zeit in Quarantäne. Eine unmittelbare Gefahr für die Funktionstüchtigkeit der Feuerwehr besteht aber nicht.

Was die Strom- und Wasserversorger sagen, klingt ebenfalls beruhigend. Simon Rothmoser, einer der Geschäftsführer der Rothmoser GmbH & Co. KG, kann berichten, dass sich bei dem Stromanbieter, der im gesamten Landkreis aktiv ist, niemand in Quarantäne befindet. In der Firma liegt zudem nicht nur die Impf- sondern auch die Boosterquote bei 100 Prozent, und darüber hinaus stehen auch noch Schnelltests zur Verfügung. Der Kundenkontakt sei ebenfalls auf ein Minimum reduziert, "nur noch bei ernsten Problemen" komme es dazu, sagt er. Versorgungsengpässe könnten nur auftreten, wenn vier oder fünf Leute in Quarantäne müssten und gleichzeitig ein großer Notfall bestünde. Das hält Rothmoser allerdings für unwahrscheinlich, nicht zuletzt, weil im Januar kein Tiefbau stattfindet und deswegen Kabel deutlich seltener aus Versehen beschädigt würden.

Thilo Kopmann schließlich, Vorstand des Wasserver- und -entsorgers VE München Ost, dessen Trägergemeinden unter anderem Poing, Vaterstetten und Kirchseeon umfassen, ist ebenfalls vorsichtig optimistisch. Zwar gebe es einige positive Fälle in dem Unternehmen, die seien allerdings nicht weiter problematisch. Dank täglicher Tests sei eine hohe Sicherheit gewährleistet, und auch das technische Team sei "rigoros in zwei Kohorten getrennt", um eine Durchmischung zu verhindern. Zudem liege hier ebenfalls ein Konzept in der Schublade, das es erlaube, auch im Fall der Fälle mit einer Grundbesatzung die Wasserversorgung am Laufen zu halten.

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