Süddeutsche Zeitung

Flüchtlingsunterbringung:Kurze Atempause

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Der Landkreis baut bestehende Unterkünfte für Geflüchtete aus und gewinnt dadurch dringend nötige Kapazitäten. Schon im Juni könnte es wieder eng werden.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Von einer Entspannung der Situation will Landrat Robert Niedergesäß (CSU) nicht sprechen, eher handle sich um ein "kurzes Durchatmen": Bis Mitte Juni etwa wird es wohl möglich sein, die Geflüchteten unterzubringen, die die Regierung von Oberbayern dem Landkreis zuweist. Wie es danach weitergeht, ist derzeit unklar. Das haben der Landrat und Brigitte Keller, Leiterin der Abteilung Zentrales im Landratsamt, am Dienstag bei einem Pressegespräch betont. "Es schaut mau aus", so der Landrat.

Im März wird erst einmal kein Bus mit Geflüchteten mehr in der Kreisstadt ankommen, der Landkreis Ebersberg gehört zu den fünf Landkreisen, denen die Regierung in dieser Woche eine Pause gönnt. Ob das daran liege, dass man deutlich gemacht habe, wie schwierig die Situation in Ebersberg ist, wisse er nicht, sagte Niedergesäß. Im April wird es ohnehin schon wieder mit den Zuweisungen losgehen. Platz schafft der Landkreis vor allem an den vorhandenen Unterkünften, die ausgebaut und aufgestockt werden sollen, unter anderem die Einrichtung in Pöring. Auch in der großen zentralen Unterkunft im früheren Kreissparkassengebäude am Ebersberger Bahnhof ist durch den Auszug des Corona-Diagnostikzentrums Platz frei geworden, der nun für weitere Betten genutzt werden kann.

Bereits jetzt sind 1250 Menschen in staatlichen Unterkünften im Landkreis untergebracht. Nicht eingerechnet sind dabei die meisten der 1680 Menschen, die vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine geflüchtet sind und im Landkreis Ebersberg Schutz gefunden haben. Mehr als 90 Prozent der geflüchteten Ukrainer sind laut Keller privat untergebracht - also beispielsweise bei Verwandten und Bekannten oder anderen hilfsbereiten Menschen, die Wohnraum zur Verfügung gestellt haben.

Sollte diese private Hilfsbereitschaft abflauen, brächte das nicht den Landkreis, sondern die Gemeinden in Schwierigkeiten. Denn anders als Asylbewerber fallen obdachlose Menschen - und als solche würden die Ukrainer dann gelten - in ihren Zuständigkeitsbereich. Auch deshalb seien einige Gemeinden vielleicht etwas zurückhaltend, was die Aufnahme von neuen Geflüchteten betreffe, sagte Niedergesäß - sie müssten schließlich auch darauf vorbereitet sein, wohnungslosen Ukrainern auf die Schnelle ein Dach über dem Kopf zu bieten. Dass es immer wieder Fälle gibt, in denen das nötig ist, ist im Landratsamt bekannt. Dass es ein großes Problem sei, davon wisse man aber nichts. "Uns sind aktuell keine Hilferufe aus den Gemeinden bekannt", so der Landrat.

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