Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Bruck, Vorreiter der Windenergiewende

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Die Gemeinde hat die wenigsten Einwohner im Kreis Ebersberg, in Sachen Windkraft ist sie aber jetzt schon Spitze. Anderswo ist es genau umgekehrt.

Kommentar von Korbinian Eisenberger

In der Bevölkerungstabelle des Ebersberger Landkreises belegt die Gemeinde Bruck mit 1300 Bewohnern klar den letzten Platz. In einer anderen Statistik hingegen ist Bruck Spitzenreiter: Die Gemeinde hat das einzige Windrad im Landkreis - und somit 100 Prozent aller Windkraftanlagen in seinem Gemeindegebiet stehen. Damit nicht genug. Neuerdings, so heißt es, wollen einige Bürger des Rangletzten der Bevölkerungstabelle die Zahl der Windräder verdoppeln. Bruck könnte damit bereits zum zweiten Mal gelingen, woran alle anderen im Kreis Ebersberg scheitern.

Zur Erinnerung: Es existiert ein sogenannter "Meilensteinplan" für den Landkreis Ebersberg, aufgestellt unlängst vom Klimaschutzmanager Hans Gröbmayr. Seinen Berechnungen nach wären im Landkreis etwa 30 Windräder nötig, um das einstimmig im Kreistag beschlossene Ziel zu erreichen, 2030 unabhängig von fossilen und endlichen Energieressourcen zu sein. Demnach bleiben dem Landkreis Ebersberg ziemlich genau zehn Jahre für 29 Windräder. Und vielleicht bald eines weniger - je nachdem, wie erfolgreich das Grenzvorhaben zwischen Moosach und Bruck verläuft.

Wie man bei Windkraft versagt, hat unlängst der Tabellenführer der kreisweiten Bevölkerungsliga bewiesen: Vaterstetten ist - gemessen an Einwohnerzahl und Stromverbrauch - fast zehnmal so gewichtig wie Bruck und Moosach zusammen. Als Vaterstettens SPD aber im Oktober per Gemeinderatsbeschluss mögliche Standorte für drei bis fünf Windräder im Gemeindegebiet prüfen lassen wollte, fiel der Vorstoß gegen die Stimmen der CSU durch. Eine vertane Chance.

Befürwortern von Windkraftanlagen sollte Mut machen, dass die Voraussetzungen in Bruck und Moosach besser sind. Denn: Anders als in Vaterstetten kommt das Bestreben hier aus der Bevölkerung. Mehrere Bürger wollen auf ihrem eigenen Grund ein Windrad errichten. Nun liegt es an zwei Gemeinderäten und dem Landratsamt, den Weg dafür frei zu machen. Der Klimaschutzmanager dürfte die Dinge genau beobachten. Um seine Quote zu erfüllen, müsste im Kreis Ebersberg auf knapp 5000 Einwohner je ein Windrad kommen. Mit zusammen gerechnet 2800 Einwohnern und zwei Anlagen lägen Moosach und Bruck dann jedenfalls schon mal gut im Soll.

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SZ vom 01.02.2020
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