Süddeutsche Zeitung

Winter im Kreis Ebersberg:"Also Spaß macht das keinen"

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Für das THW Markt Schwaben waren 45 Helfer acht Tage lang über 1400 Stunden im Einsatz. Die Bilanz der Feuerwehren und Helfer einer kritischen Schneewoche im Landkreis Ebersberg.

Von Andreas Junkmann

Der Winter hat auch den Landkreis Ebersberg weiterhin fest im Griff. Inzwischen macht sich aber statt der Schneemassen klirrende Kälte breit. Den Einsatzkräften von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW) ist das nur recht, hatten sie doch in den vergangenen Tagen allerhand zu tun, um dem Schnee Herr zu werden. Inzwischen hat sich die Lage entspannt, wie auch Andreas Heiß bestätigt.

"Es ist jetzt deutlich ruhiger geworden", so der Kreisbrandrat, der ganz froh ist, dass die ehrenamtlichen Helfer eine kleine Pause bekommen. Die eisigen Temperaturen der vergangenen Tage tragen ihren Teil dazu bei. "Dadurch schmilzt der Schnee nicht so schnell. Ansonsten besteht immer die Gefahr, dass die Gullys das Wasser nicht mehr aufnehmen können", erklärt Heiß. Und auf Überschwemmungseinsätze dürften die Feuerwehrler nach den anstrengenden eineinhalb Wochen gut verzichten können.

Etwa 45 Mal mussten die Feuerwehren im Kreis Ebersberg laut Brandrat Heiß allein in den kritischen Tagen vom 10. bis 14. Januar ausrücken. Die Aufgaben waren vielfältig - und je nach Region im Landkreis anders. "Ein Großteil der Einsätze war wegen Schneebruchs", sagt Heiß. So mussten die Feuerwehren vor allem umgefallene Bäume von den Straßen räumen und diese wieder passierbar machen.

Die Ebersberger waren unterdessen überwiegend in luftiger Höhe unterwegs, um die Turnhallen- und andere Flachdächer im Einsatzgebiet von den Schneemassen zu befreien - eine anstrengende Aufgabe, wie Uli Proske, Kommandant der Ebersberger Feuerwehr, sagt. "Also Spaß macht das keinen. Aber es ist eben notwendig." Der schwierigste Einsatz war Proske zufolge die Räumung auf dem Dach des Ebersberger Klosterbauhofs. "Hier mussten wir mit einer Absturzsicherung arbeiten. Das kommt eigentlich eher selten vor."

Die Ebersberger Feuerwehr ist zu ihren Einsätzen mit bis zu 30 Mann ausgerückt. Wie viele Helfer insgesamt im Landkreis gegen den Schnee angekämpft haben, lässt sich laut Heiß derzeit noch nicht sagen. "Die Einsatzberichte sind noch nicht alle erfasst und abgeschlossen." Für Anzing gibt es eine solche Aufstellung bereits. Hier waren bei fünf Einsätzen insgesamt etwa 80 Mann beteiligt, wie Kommandant Tobias Bönte sagt.

Anders als die Ebersberger waren die Kollegen aus dem nördlichen Landkreis vor allem auf den Straßen unterwegs. "In unser Einsatzgebiet fällt ja die Autobahn und die Flughafentangente", erklärt Bönte. Deshalb seien die Anzinger Kräfte während der kritischen Schneefalltage viel mit der Absicherung von Unfallstellen beschäftigt gewesen. Meist habe es sich aber nur um kleinere Blechschäden gehandelt, als Autos auf der schneeglatten Fahrbahn in den Graben gerutscht sind. "Was Schlimmeres war nicht dabei", sagt Bönte, der dennoch froh ist, dass sich die Lage inzwischen beruhigt hat.

Ruhig war es in Poing auch schon in den vergangenen Tagen. "Wir waren von dem Schneefall eigentlich kaum betroffen und hatten deshalb auch nicht mehr Arbeit", sagt Kommandant Robert Gaipl. Das einzige Problem der Feuerwehr seien parkende Autos gewesen, die wegen des vielen Schnees Durchfahrtswege blockierten.

Andernorts war die Lage dagegen deutlich prekärer. In den südlichen bayerischen Landkreisen wurde zeitweise der Katastrophenfall ausgerufen, benachbarte Feuerwehren mussten zur Unterstützung anrücken. Die Ebersberger Kräfte hatten keine Fremdeinsätze zu leisten - weil sie schlichtweg zu Hause genug zu tun hatten. "Ein solches Ersuchen geht über die Regierung von Oberbayern. Dort wird dann geschaut, wo man Einsatzkräfte abziehen kann", erklärt Heiß.

Die Belastung sei im Fall von Ebersberg einfach zu hoch gewesen, um auch noch andere Landkreise zu unterstützen. Der Kreisbrandrat ist deshalb stolz auf das, was seine Leute in den vergangenen Tagen geleistet haben: "Unsere Einsatzkräfte wären sicher auch lieber daheim in der warmen Stube geblieben, als bei Wind und Wetter draußen zu stehen. Aber das ist einfach unsere Arbeit. Darum sind wir bei der Feuerwehr."

Auch das THW war fest in den Kampf gegen die Schneemassen eingebunden. So war der Ortsverein Markt Schwaben acht Tage lang mit 45 Helfern im Einsatz, die zusammen 1400 Stunden abgeleistet haben, wie Markt Schwabens Sprecher Timo Ehrsam mitteilt. Neben der Dachräumung am Werkstattstandort der Bayerischen Staatsoper in Poing wurden die Markt Schwabener vor allem in den Katastrophengebieten gebraucht - etwa in Miesbach, wo sie geholfen haben, die Dächer des örtlichen Krankenhauses vom Schnee zu befreien. Und auch in Bayrischzell haben die THWler aus dem Landkreis kräftig mit angepackt.

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SZ vom 22.01.2019
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