Süddeutsche Zeitung

Jahresrückblick 2023:Ein Luftschloss nimmt Gestalt an

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Für ein Arbeiter- und Industriemuseum in Dachau gibt es schon lange viele visionäre Ideen. Im neuen Jahr sollen die Planungen konkreter werden - und realistischer.

Von Gregor Schiegl, Dachau

Auf dem Gelände der ehemaligen MD-Papierfabrik am Fuß der Dachauer Altstadt soll Oberbayerns erstes Arbeiter- und Industriemuseum entstehen. Der Bezirk Oberbayern rechnet mit rund 40 000 Besuchern pro Jahr, eine Studie von 2020 beziffert die zu erwartenden Kosten mit rund 27 Millionen Euro. Der Zweckverband Dachauer Galerien und Museen, getragen von Stadt und Landkreis Dachau, könnte so ein Jahrhundertprojekt alleine kaum stemmen. Daher wird es auch als Durchbruch gewertet, dass Bezirk Oberbayern dem Zweckverband beigetreten ist. Er ist nun der Dritte im Bunde.

Eingesetzt hat sich für dieses bislang einzigartige Museumsprojekt im Raum Oberbayern vor allem der ehemalige Bezirkstagspräsident Josef Mederer (CSU) aus Schwabhausen. Es hat auch für die bestehende öffentliche Museumslandschaft Dachaus weitreichende Folgen. Denn auch die drei großen Museen des Zweckverbands sollen unter dem Dach der alten denkmalgeschützten Hallen ein neues Zuhause finden: das Bezirksmuseum, die Gemäldegalerie und die auf zeitgenössische Kunst spezialisierte Neue Galerie.

Die Industrialisierung hat auch Auswirkungen auf die Kunst

Derzeit sind die Ausstellungshäuser an verschiedenen Standorten der Dachauer Altstadt untergebracht. Sie sollen mit dem Industriemuseum in einem gemeinsamen Museumsforum zusammengefasst werden. Die Kombination eines eher technologischen Museums mit Kunstausstellungen erstaunt auf den ersten Blick. Aber eben nur auf den Ersten.

Tatsächlich ist die Entwicklung Dachaus als Künstlerkolonie im 19. Jahrhundert eng mit der Industrialisierung verbunden. Durch die Eisenbahn gelangten die Maler - und die von den Kunstakademien damals noch abgewiesenen Malerinnen - aus den Metropolen in das ländliche Dachau. Technische Innovationen wie die Entwicklung der Farbtube erleichterten den Transport von Malutensilien und beförderten so die Entwicklung der Freilichtmalerei.

Visionäre Ideen gab es bisher schon viele zu dem großen Museumsprojekt, doch im Jahr 2024 werden nicht mehr Wolkenschlösser gebaut: Jetzt beginnen die Vorbereitungen für konkrete Planungen. Eine maßgebliche Rolle spielt darin Nina Möllers, die nach 35 Jahren von Elisabeth Boser die Geschäftsleitung des Zweckverbands übernimmt. Möllers wird ab kommenden Jahr zugleich Gründungsdirektorin des Museumsforums. Sie ist damit beauftragt, in den kommenden fünf Jahren "ein stimmiges Konzept" zu entwickeln, wie Dachaus Kulturamtsleiter Tobias Schneider sagt. Dazu werde sie sich mit unterschiedlichsten Fragen befassen, sowohl konzeptioneller, baulicher als auch finanzieller Art.

Die promovierte Historikerin Möllers gilt als ausgewiesene Museumsexpertin und Fachfrau für so eine Aufgabe. Sie arbeitete schon am Technoseum in Mannheim und im Deutschen Museum. Zuletzt war sie für das Naturkundemuseum Bayern in München tätig.

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