Süddeutsche Zeitung

Kostenlose Testung:Schnelltests im Landkreis Dachau: Schnell und unkompliziert

Lesezeit: 3 min

Sieben von 28 Apotheken im Landkreis bieten kostenlose Corona-Schnelltests an. Ein Überblick

Von Benjamin Emonts, Dachau/Odelzhausen

Die Prozedur ist denkbar unkompliziert: Nach einem kurzen Anruf steht man wenig später vor einer Marktbude auf dem Parkplatz der Vital Apotheke in Odelzhausen. Man spricht kurz miteinander, zeigt seinen Ausweis und schon nimmt Apothekerin Ramona Reiser einen Rachenabstrich. Die kleine Testkassette befestigt sie auf einem Klemmbrett, auf dem ein übersichtlicher Personalbogen ausgefüllt werden muss. Nach knapp zehn Minuten steht das Ergebnis dann fest, abgestempelt und dokumentiert auf einem Blatt Papier. Insgesamt dauerte der ganze Vorgang höchstens 20 Minuten. Am Ende hat man zu 95 Prozent Gewissheit, ob man mit dem Coronavirus infiziert ist.

Die medizinischen Schnelltests, die jeder Bürger einmal pro Woche kostenlos in Anspruch nehmen darf, sollen eine tragende Rolle in der Bekämpfung des Coronavirus spielen, zumal die Impfoffensive immer noch viel zu langsam verläuft. Im Landkreis Dachau haben sich bisher sieben von 28 Apotheken bereit erklärt, die medizinischen Schnelltests an acht Standorten durchzuführen. Da die Bürger wegen der Ansteckungsgefahr nicht in den Apotheken getestet werden dürfen, mussten rasch Ausweichlösungen her. Es sind angemietete Räume, Holzbuden oder beheizte Zelte. Die entsprechenden Genehmigungen erteilte das Landratsamt relativ flott angesichts steigender Fallzahlen.

In Odelzhausen funktionieren die Schnelltests vorbildlich schnell. In der Warteschlange vor der Marktbude stehen drei Personen, die innerhalb weniger Minuten ihren Abstrich geben und sich anschließend in ihre Autos setzen, um sich dem Personalbogen zu widmen. Eine junge Frau, die als Kontaktperson I gerade zwei Wochen in Quarantäne verbrachte, "testet sich frei", wie sie erzählt. "Ich will wieder arbeiten gehen." Oder eine Mutter und ihr Sohn wollen "einfach Sicherheit haben", wie sie betonen. Genau dafür sollen die Tests schließlich da sein. Symptomfreie Personen ab einem Alter von drei Jahren sollen sich absichern können, bevor sie in den Kindergarten gehen oder Angehörige aus Risikogruppen besuchen. Der Betreiber der Vital Apotheke, Manfred Weyerer, hat zwei Vollzeitkräfte abgestellt, damit alle Wünsche erfüllt werden können. Pro Tag nehmen das kostenlose Angebot in Odelzhausen etwa 30 Personen in Anspruch. Bisher verließen alle die Teststation mit einem erleichterten Gefühl, da sämtliche Tests negativ ausfielen.

Bereits getestet wird im Umland auch in der St. Alto Birgitten Apotheke in Altomünster und in der Götz Apotheke in Petershausen. Für den östlichen Landkreis richten die Gemeinden Haimhausen, Hebertshausen, Röhrmoos und Vierkirchen in Zusammenarbeit mit der Schloss Apotheke Haimhausen gerade zwei dezentrale Testzentren in Ampermoching neben dem Edeka-Markt und in Haimhausen, Hauptstraße 3, ein. Los geht es dort am Montag. Die Anmeldung bei den Apotheken erfolgt telefonisch oder online. Über die Homepage des Dachauer Landratsamts lassen sich die jeweiligen Uhrzeiten erfahren, zu denen getestet wird.

In der Kreisstadt Dachau bieten bisher zwei Apotheken medizinische Schnelltests an. Die Stern Apotheke in der Münchner Straße testet seit vergangenem Freitag in einem extra angemieteten Raum. Tests stehen dort ausreichend zur Verfügung, versichert ein Mitarbeiter. Erhältlich seien inzwischen auch Laientests zur Mitnahme gegen einen Preis von etwa neun Euro. Die Nachfrage sei groß, sagt der Apotheker. Seit vergangenem Dienstag führt die Frühlingsapotheke in der Frühlingstraße Tests in einem Zelt auf ihrem Parkplatz durch. Die Anmeldung läuft telefonisch. Die Flora Apotheke in der Münchner Straße will am Montag folgen. Das Bayerische Rote Kreuz bietet kostenlose Schnelltests zusätzlich jeden Samstag zwischen 10 und 12 Uhr im Adolf-Hölzel-Haus in Dachau an. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Eine zentrale Rolle beim Testen sollen auch Hausärzte wie Thomas Hary in Erdweg übernehmen. Auch hier sei die Nachfrage groß, berichtet der Mediziner. Bei der Bestellung gebe es jedoch Engpässe. Am Dienstagnachmittag waren in seiner Praxis nur noch knapp drei Dutzend Tests vorrätig. Vorrangig seien deshalb Patienten zum Zug gekommen, die einen akuten Grund nannten, weshalb sie getestet werden wollten, beispielsweise den Besuch eines Altenheims.

Zurück in Odelzhausen reicht der Apotheker Manfred Weyerer eine Tasse heißen Kaffee. Seine Arbeit sei "intensiver und anstrengender" geworden, erzählt er. Was er für die Tests später bekommt und wie er sie abrechnen kann, sei immer noch unklar. Sicher sei nur, dass sie für seine Apotheke wegen des großen Personalbedarfs bestenfalls ein "Nullsummenspiel" werden. Die Aussicht auf bessere Zeiten sei den großen Aufwand aber wert, findet Weyerer. "Wir wollen unser Leben wieder zurück haben."

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Quelle:
SZ vom 19.03.2021
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