Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Freie Wähler

Ein kompliziertes Konstrukt, mit zahllosen Wurzeln in der Provinz.

Von Detlef Esslinger

Als Faustregel in der Kommunalpolitik gilt: Je kleiner eine Kommune, umso geringer die Bedeutung von Weltanschauungen und auf ihnen basierender Parteien. Vor allem in der Provinz haben Bürger daher seit den 1950ern Vereine parteiloser ("freier") Wähler gebildet, die von Ort zu Ort anders heißen. Die einen beschränken sich auf ihre Gemeinde und mögen nicht einmal einem Landesverband angehören. Und nur zehn Landesverbänden ist es wichtig, Teil eines Bundesverbands zu sein. Der ist eine Art Interessenvertretung für sie, aber keine Partei oder Wählergruppe. Um dennoch landes- und bundesweit antreten zu können, gründete der Bundesverband 2009 eine Partei, die "Freie Wähler Bundesvereinigung", der wiederum Landesvereinigungen angehören. In Bayern sind die Freien Wähler seit 2008 im Landtag, in Rheinland-Pfalz seit 2021. Im Brandenburger Parlament gibt es "Freie Wähler" seit 2014 - aber: Es handelt sich um eine von der dortigen Landesvereinigung unabhängige Organisation. Die Freien Wähler bezeichnen sich als bürgerlich und wertkonservativ. Das tut zwar auch die AfD. Aber bei den Freien Wählern stimmt es. Die Debatte um Hubert Aiwanger, der ihr Bundesvorsitzender ist, bringt sie daher in einige Verlegenheit.

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