Süddeutsche Zeitung

CDU:Ausgerechnet Merz

Lesezeit: 1 min

Die Frauenquote kommt. Im September. Vielleicht. Dank dieses Vorsitzenden.

Kommentar von Robert Roßmann

Friedrich Merz, das muss man ihm lassen, hat seine Kritiker mal wieder überrascht. Angela Merkel hat die CDU 18 Jahre lang geführt - eine Frauenquote hat sie in all den Jahren nicht durchgesetzt. Das will jetzt ausgerechnet der gern als erzkonservativ geschmähte Merz erledigen. Er setzt sich dafür ein, dass spätestens in drei Jahren 50 Prozent aller CDU-Vorstandsämter an Frauen gehen.

Dreimal hat Merz für den Parteivorsitz kandidiert. Dreimal hat die Frauen-Union andere Kandidaten bevorzugt - und jetzt will gerade dieser Merz das zentrale Anliegen der Frauen-Union durchsetzen. Die kann ihr Glück kaum fassen. Merz verprellt damit große Teile der Jungen Union und des Wirtschaftsflügels, die mitgeholfen haben, ihn in den CDU-Vorsitz zu hieven - und die die Quote ablehnen.

Auch an der Basis sieht es düster aus

"Es hat nie gestimmt, dass ich dieser konservative Knochen von vorgestern bin", hat Merz schon im Januar gesagt. Dass er jetzt für die Frauenquote eintritt, liegt aber nicht daran, dass aus ihm auf einmal ein Rot-Grüner geworden wäre. Er hat schlicht erkannt, dass der geringe Frauenanteil Wahlerfolge der CDU erschwert. In keinem einzigen Bundesland steht eine Frau an der Spitze der Partei. Es gibt keine CDU-Ministerpräsidentin mehr. Und auch an der Basis sieht es düster aus: Nur zwölf Prozent der CDU-Kreisverbände werden von Frauen geführt. Der Anteil der weiblichen Mitglieder stagniert seit Jahrzehnten bei etwa 25 Prozent.

Aber wie geht es jetzt weiter? Über die Einführung der Frauenquote muss im September ein Parteitag entscheiden. Klar war bisher: Ohne Unterstützung durch Merz wird es dort keine Mehrheit für die Quote geben. Aber auch jetzt ist der Ausgang der Abstimmung noch unsicher. Wie schwierig das Thema für die Unionsparteien ist, hat schon CSU-Chef Markus Söder erleben müssen. 2019 hatte er auf einem Parteitag die Ausweitung der CSU-internen Frauenquote verlangt - und sich nicht durchsetzen können.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5604000
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.