Süddeutsche Zeitung

Energiepreise:Mehr Ökostrom, weniger Aktionismus

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Die EU-Energieminister können sich nicht einigen, was gegen die hohen Preise zu tun ist. Manche Vorschläge sind brandgefährlich. Dabei ist die Lösung naheliegend.

Von Björn Finke

Große Probleme verlangen nach großen Antworten. Und die stark gestiegenen Energiepreise sind für viele Bürger und Unternehmen ein großes Problem. Kein Wunder also, dass einige EU-Regierungen, etwa die spanische und die französische, nun vehement Reformen des Strom- und Gasmarktes fordern. Fast ein Dutzend andere Regierungen, darunter die deutsche, lehnen das allerdings ab, wie sich am Dienstag beim Treffen der Energieminister wieder gezeigt hat. Sie sollten standhaft bleiben: Denn die Märkte funktionieren, auch wenn das Ergebnis den Verbrauchern und Politikern gerade nicht gefällt. Das Risiko wäre gewaltig, dass die EU etwas verschlimmbessert und zugleich die eigentliche Ursache der hohen Kosten aus dem Fokus gerät.

Legt der Staat niedrigere Strompreise fest, sinkt der Anreiz für Investitionen

Auf Europas Großmärkten für Strom richtet sich der Preis danach, was das teuerste Kraftwerk verlangt, das so gerade noch für die Versorgung gebraucht wird. Das ist nicht ungewöhnlich; Märkte für andere Güter arbeiten ähnlich. Anbieter mit geringen laufenden Kosten - wie Solar-, Wind- und Wasserkraftwerke - erzielen dann hohe Gewinne und haben starke Anreize, in weitere Anlagen zu investieren. Kann der komplette Bedarf mit den günstigen Energiequellen gedeckt werden, ist der Preis sehr niedrig. Im Moment muss jedoch auch teures Gas verbrannt werden. Die Folge: Der Strom- steigt mit dem Gaspreis. Frankreich und Spanien wollen das ändern, aber das wäre gefährlich. Denn legt der Staat niedrigere Strompreise fest, würden die teuren Gasmeiler auf einmal Verluste schreiben. Zugleich sänke für billige Anbieter der Anreiz zu investieren.

Die Regierungen sollten sich daher vor blindem Aktionismus hüten. Lieber sollten sie den Grund der Krise bekämpfen: Die EU ist immer noch viel zu sehr auf Gasimporte angewiesen, und dieses Gas ist nun sehr teuer. Der Preis wird wieder sinken, aber die EU muss den Schock zum Anlass nehmen, ihre Abhängigkeit zu verringern - etwa durch mehr Investitionen in erneuerbare Energien.

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