Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:La Rojigualda

Die spanische Flagge war beim Nato-Gipfel verkehrt herum aufgehängt - wie man erst bei näherer Betrachtung erkannte. Soll das etwas bedeuten?

Von Karin Janker

Spanien rätselt: Welche Botschaft verbirgt sich hinter der verkehrt herum aufgehängten Flagge, die beim Nato-Gipfel in Madrid auf dem Tisch von Premier Pedro Sánchez stand? Handelte es sich um einen Notfall, wie etwa, wenn die US-Flagge verkehrt gehisst wird, was laut Gesetz nur bei Gefahr erlaubt ist? Oder offenbarte die kopfstehende Flagge gar die Unterwerfung Spaniens unter die Hoheit der USA? An ein bloßes Versehen glauben die wenigsten - im Netz blühen die Verschwörungsmythen. Es ist schließlich nicht das erste Mal, dass die Rojigualda, wie die spanische Flagge gemäß ihrer Farben Rot ( rojo) und Goldgelb ( gualdo) heißt, bei einem offiziellen Anlass verkehrt herum hängt: zuletzt im April bei Sánchez' Besuch in Marokko. Nur auf den ersten Blick scheint es egal, wie herum die rot-gelb-rote Flagge hängt, die roten Farbbalken oben und unten sind ja gleich breit. Den Unterschied macht das Wappen, das nicht auf dem Kopf stehen sollte. Spaniens Staatswappen wurde 1981 eingeführt und löste den unter Franco gebräuchlichen Adler ab. Es versammelt Elemente aus der Geschichte des Königreichs, vom Granatapfel Granadas bis zum Löwen von León. Amtlich festgelegt ist auch der Cyanblau-Anteil im Flaggenrot: null Prozent. Der Grund liegt auf der Hand: Die Flagge der Zweiten Republik, mit Lila statt Rot, ist heute Symbol der Gegner der Monarchie. Zumindest hier ist die Botschaft eindeutig.

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