Süddeutsche Zeitung

Medien-Kolumne "Abspann":Schon wieder, WDR?

Diesmal muss sich der Sender wegen Rassismus in einer Karnevalswiederholung entschuldigen.

Von Aurelie von Blazekovic

Der WDR und Wiederholungen - das geht öfter mal schief. Nun gibt es schon wieder Ärger wegen einer alten Unterhaltungssendung. Diesmal weil das WDR-Fernsehen in Ermangelung frischer Büttenreden am vergangenen Samstagabend Das Beste aus der Verleihung des Ordens ' Wider den tierischen Ernst' sendete. Ein Zusammenschnitt aus 50 Jahren Karnevalshumor. Dass unter den Witzen einiges nicht mehr zeitgemäß ist, liegt da eigentlich auf der Hand, trotzdem schafften es Blackfacing-Szenen in das neue Best-of, ohne dass jemandem auffiel, was dort gezeigt wurde. Dass auch gar nicht alles nochmal angeschaut wird, was der WDR erneut ausstrahlt, bewies erst Ende Januar die Wiederholung der Talkshow Die letzte Instanz, in der es um rassistische Sprache ging. Für die Sendung entschuldigte sich der WDR schließlich und schaltete in der Mediathek eine Warnung vor.

So eine Distanzierung gibt es jetzt auch wieder: Mitten in der Karnevalssendung erscheint eine Texttafel. Die Tonspur des Clips läuft, aber Bilder sind nicht mehr zu sehen. Der fragliche Ausschnitt übrigens ist erst elf Jahre jung: Desirée Nick gibt die "Berliner Nofretete" und wird von zwei Männern flankiert, die viel dunkle Schminke im Gesicht haben. Auf Twitter lenkte der WDR ein: "Diese Szene aus 2010 hätte nicht in den Zusammenschnitt aufgenommen werden dürfen. 'Blackfacing' ist rassistisch." Und: "So etwas darf uns nicht passieren - erst recht nicht nach den Diskussionen der vergangenen Wochen. Und es zeigt: Wir haben hier noch viel zu tun." Dem Social-Media-Team des Senders kann man da nur gutes Durchhalten wünschen.

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