Süddeutsche Zeitung

"Tagesschau":Jan Hofer zieht die Krawatte aus

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In seiner letzten Sendung spricht Jan Hofer Zuschauern und Kollegen seinen persönlichen Dank aus - kein Sprecher war so viele Jahre am Stück zu sehen.

Von Aurelie von Blazekovic

"Wir sind nun hier zu zweit, weil im Ersten Deutschen Fernsehen heute eine Ära zu Ende geht." Jens Riewa spricht da am Ende einer bis dahin recht gewöhnlichen Corona-"Tagesschau". Neben ihm steht ihr eigentlicher Moderator: Jan Hofer, ein letztes Mal. Seine Krawattenfarbe spielte ja immer wieder eine Rolle. An diesem Abend ist sie dem Anlass angemessen in einem feierlichen Dunkelpink gehalten. Sein Nachfolger als Chefsprecher der 20-Uhr-Nachrichten, Jens Riewa, springt ihm bei, um die letzte Nachricht in Hofers letzter Sendung zu präsentieren: Abschied von Jan Hofer, nach 35 Jahren bei der "Tagesschau". Kein Sprecher war so viele Jahre am Stück zu sehen.

Ein Beitrag würdigt Hofers lange Karriere bei der "Tagesschau". Er berichtete über Tschernobyl, die Wende, über den 11. September, sah Regierungschefs kommen und gehen - in Deutschland aber nur drei Bundeskanzler. Egal was draußen los war, der erste Satz blieb derselbe: "Guten Abend, meine Damen und Herren." Durch mehr als 35 Jahre deutsche Zeitgeschichte berichtete Hofer. NDR-Intendant Joachim Knuth nennt ihn im Beitrag den "verlässlichen Begleiter eines Abends", den er sehr vermissen werde.

Zu sehen sind auch Hofers lustigste Momente. In Sekundenschnelle ausgebesserte Versprecher ("Morgen bleibt es kalt - warm") und die selten doch mal auffällige Kleidung (ausgerechnet blau-weiß vor dem WM-Finale 2014 Deutschland gegen Argentinien). Außerdem natürlich Hofers jüngste Karriere als nahbarer Nachrichten-Influencer auf Instagram und Tiktok.

Nach diesem Ehrenbeitrag für den "Ehrenjan" Hofer, so nennen ihn Social-Media-Accounts der "Tagesschau" mittlerweile, wandte sich ein sichtlich gerührter Hofer ein letztes Mal an die Zuschauer: "Meine Damen und Herren, das war nach fast 36 Jahren meine letzte 'Tagesschau'. Ein großes Dankeschön, dass Sie uns und mir so viele Jahre die Treue gehalten haben." Er habe mit allem gerechnet, aber nicht mit der überwältigenden Anzahl von Glückwünschen, die ihn in den letzten Tagen erreicht hätten. Ein letzter Dank gelte seinen Kolleginnen und Kollegen. Alle hätten nur ein Bestreben, "und das ist, für Sie die beste Nachrichtensendung zu machen, das soll auch so bleiben".

Das Ende ist für den Tiktok-erfahrenen Hofer nur konsequent, nämlich bildstark und selbstironisch. Hofer lockert die dunkelpinke Gala-Krawatte und zieht sie aus. "Für mich aber heißt es heute zum letzten Mal: Guten Abend, meine Damen und Herren. Machen Sie es gut." Das war's.

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