Jan Hofer:Zur vollen Stunde

Jan Hofer: "In meinem Alter hilft, beim Einordnen, manchmal auch der Blick zurück", sagt Jan Hofer, der am Montag das letzte Mal bei der Tagesschau die Nachrichten verlesen wird.

"In meinem Alter hilft, beim Einordnen, manchmal auch der Blick zurück", sagt Jan Hofer, der am Montag das letzte Mal bei der Tagesschau die Nachrichten verlesen wird.

(Foto: Maria Feck)

Jeden Tag zerfällt die Welt. Aber vorn, an seinem Platz, sitzt Jan Hofer - 35 Jahre lang erschien er mit dem Gong auf dem Bildschirm. Jetzt hört er bei der Tagesschau auf. Abschied von einem, der uns die Welt ins Wohnzimmer brachte.

Von Holger Gertz

Was man vom Nachrichtensprecher erwarten kann, ist erst mal Pünktlichkeit. Der Nachrichtensprecher kommt schließlich in der Regel zur vollen Stunde, im Gefolge eines Gongs. Schlag neun, Schlag zwölf, Schlag zwanzig Uhr. Verlässlich wie der Kuckuck, der auch zu jeder vollen Stunde aus der Wanduhr geschwenkt wird. Treffpunkt also um zehn Uhr vor dem Hotel Atlantic in Hamburg, so war es vereinbart, reingehen kann man ja gerade nirgends. Es ist diesig, kühl, die Leute würden Atemwölkchen auspusten, wenn sie könnten, aber wegen der Masken atmen sie die Atemwölkchen wieder in sich rein. Ein Mann, gut eingepackt, kommt den Holzdamm hochgelaufen, zwar gongt es nirgendwo, aber haargenau um zehn Uhr steht er vor dem Atlantic, auf die Minute. Manchmal kann das Leben wie Fernsehen sein und sich auch so anhören: "Guten Morgen", sagt Jan Hofer.

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