Süddeutsche Zeitung

Nahostkonflikt:Arte und BR distanzieren sich von Malcolm Ohanwe

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Der Journalist hatte sich auf X zum Nahostkonflikt geäußert. Seine öffentlich-rechtlichen Auftraggeber gehen auf Distanz. Nicht zum ersten Mal.

Nach Äußerungen zum Nahostkonflikt haben sich Arte und der Bayerische Rundfunk (BR) von einem freien Journalisten distanziert. Malcolm Ohanwe hatte einst beim BR ein Volontariat absolviert, war seitdem als freischaffender Journalist für verschiedene öffentlich-rechtliche Sender tätig und schrieb vor 2021 auch einige Texte für das SZ-Jugendportal jetzt.

Nun schrieb Ohanwe auf der Plattform X, ehemals Twitter, noch während das Netzwerk von Bildern geschundener Geiseln und triumphierender Terroristen geflutet wurde, als Teil eines längeren Threads: "Wenn die Zunge der Palästinenser systematisch abgeschnitten wird, wie sollen sie sich mit Worten wehren? Wenn das Wahlrecht der Palästinenser unterbunden wird, wie sollen sie sich mit Kreuzen wehren? Wenn ihre Bewegung eingeschränkt wird, wie sollen sie sich mit Demos wehren? Was erwarten Leute?" Dazu verlinkte er eine englischsprachige Veröffentlichung von Amnesty International aus dem vergangenen Jahr über "Israels Apartheid gegen Palästinenser".

Philipp Peyman Engel, Chefredakteur der Jüdischen Allgemeinen, nahm auf Ohanwes Aussage Bezug und forderte Redakteure der Öffentlich-Rechtlichen auf, nicht mehr mit Ohanwe zusammenzuarbeiten. "Gründe hätte es auch vorher zuhauf gegeben, aber wann, wenn nicht jetzt?!"

Ohanwe rechtfertigte sich an mehreren Stellen auf X und schrieb unter anderem: "Nirgendwo wurde und sollte hier Terror relativiert, gerechtfertigt oder schöngeredet werden, im Gegenteil, diese schlimmen Attacken, diese Tötungen sind eine schreckliche Warnung davor, wozu die unaushaltbare Besatzungs-Politik auf Dauer führt. Das ist eine gängige Einstufung."

Der BR hat die Zusammenarbeit bereits im Sommer beendet

Der freie Journalist hatte sich bereits zuvor häufig zum Nahostkonflikt geäußert. In einer Maischberger-Sendung zum Thema erklärte er 2021, dass seine Großeltern mütterlicherseits als Gastarbeiter aus Palästina nach Deutschland gekommen waren. Mit seiner Familie habe er früher viele Urlaube in einem christlichen Dorf in Palästina verbracht. Auch während seines Studiums verbrachte er Zeit im Westjordanland.

Die Jüdische Allgemeine übte schon 2021 Kritik an ihm und den Öffentlich-Rechtlichen. Sie schrieb, Ohanwe mache "auf seinem Twitter-Kanal immer wieder mit Aussagen von sich reden, die als dezidiert israelfeindlich gewertet werden müssen". Dazu verlinkte sie auch ein Video zum Auftritt bei Maischberger.

Der Bayerische Rundfunk sah damals offenbar keinen Handlungsbedarf. Jetzt aber heißt es, man distanziere sich "in aller Schärfe von Malcolm Ohanwes menschenverachtenden Statements, die nichts mit unserem Verständnis von Journalismus zu tun haben". Seinen Twitter-Account betreibe der Freiberufler privat, betont der Sender auf Anfrage der SZ.

Dass man mit Ohanwe nicht mehr zusammenarbeiten will, ist demnach nicht neu: "Der BR hatte bereits im Sommer entschieden, ihm keine weiteren Aufträge mehr zu erteilen. Diese beschränkten sich zuletzt auf einzelne Moderationen des Formats Respekt", teilt ein Sprecher mit. Warum? Dazu könne man bei "Personalangelegenheiten nicht im Detail Auskunft geben".

Arte erklärte auf X im gleichen Wortlaut wie der BR, dass man sich von Ohanwes "menschenverachtenden Statements" distanziere. Man habe ihn gebeten, alle Arte-Bezüge von seinem Profil zu entfernen. Ohanwe warb dort auch am Montagnachmittag noch mit dem Hinweis für seine Arte-Videoreihe Reminded. Eine SZ-Anfrage ließ sein Management unbeantwortet.

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