Süddeutsche Zeitung

Interview am Morgen: Spielshow:"Ich fand Fangen immer geil"

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Luke Mockridge hat gerade einen Grimme-Preis gewonnen - für ein zur TV-Show veredeltes Kinderspiel mit Sportlern. Zum heutigen Finale ein Gespräch über die Zukunft des Fangens.

Interview von Benjamin Emonts

Vergangene Woche wurde Catch. Der große Sat 1 Fang-Freitag als einzige Privatfernsehproduktion mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet (Kategorie Unterhaltung). Diesen Freitag ist das Finale der Show, in der Leistungssportler einander fangen, zur besten Sendezeit zu sehen. Ideengeber, Produzent und Mitspieler Luke Mockridge erzählt, wie man ein Kinderspiel erfolgreich ins Fernsehen bringt.

SZ: Herr Mockridge, wie überrascht waren Sie über den Grimme-Preis?

Luke Mockridge: Mega überrascht. Allein die Nominierung war ein riesiger Wow-Effekt für unsere Redaktion. Die Grimme-Jury ist ja bekannt dafür, über den Tellerrand hinauszuschauen. Umso gerührter waren wir, dass sie dabei unsere kleine Catch-Schatztruhe gefunden hat. Wahnsinn.

Womit, glauben Sie, haben Sie überzeugt?

Es ist zum einen unsere Bildsprache, die toll aussieht, und die sehr moderne Inszenierung. Wir haben gezeigt, dass man ein so banales Kinderspiel wie Fangen olympisch groß aufziehen kann. Es ist eine unglaubliche Arbeit, aus einem so kleinen Spiel ein Turnier zu zaubern mit vielen verschiedenen Regeln. Ich glaube, wir haben das ganz gut hinbekommen. Vom Grimme-Institut haben wir gehört, dass sie überrascht waren, wie schnell die einstündige Show vorbei geht. Wir jagen die Leute im 30-Sekunden-Takt durch den Parcours. Wir sind die schnellste Show Deutschlands, glaube ich.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Ich war genervt und gefrustet von diesen dusseligen Shows, in denen Promis Sackhüpfen mit einer Mütze machen, denen das Spiel eigentlich völlig egal ist - Hauptsache, sie können ihre Platte hochhalten oder ihren Film bewerben. Ich wollte echten Wettkampf bieten und ihn mit etwas verbinden, das jeder kennt - in der Tradition der tollen TV-Sportevents wie der Wok-WM oder dem Turmspringen, die ich als Praktikant bei Brainpool miterlebt habe.

Und wieso ausgerechnet Fangen?

Das lag ziemlich nahe. Ich fand Fangen immer geil, weil es so überprüfbar ist: Wenn du gefangen bist, bist du raus. Dazu haben wir noch echte Parkour-Spitzensportler, die spektakuläre Stunts machen, und Sportgrößen wie Olympia-Goldmedaillengewinner Fabian Hambüchen oder Ex-Fußballnationalspieler David Odonkor. Das macht schon sehr Spaß, wenn man sieht, wie sich solche Leute so richtig quälen und bis zum letzten Meter alles geben.

Sie sind bei Catch auch Produzent - viel Verantwortung für einen 30-Jährigen.

Ja, das war tatsächlich eine ganz neue Erfahrung. Auf einmal musst du Entscheidungen treffen, die weitreichende finanzielle Konsequenzen haben. Wir haben beispielsweise wie im Fußballstadion eine Spider-Cam installiert, die an Seilen über die Felder fliegt. Das ist wahnsinnig teuer, aber macht die Sendung besser.

Zuletzt hatte Catch nur noch 1,22 Millionen Zuschauer. Kann es sein, dass Fangen auf Dauer auch die Zuschauer erschöpft?

Man merkt schon, dass die erste Euphorie ein bisschen zurückgeht und die Leute teilweise auch bei anderen Formaten zu Hause sind. Man muss allerdings auch sehen, dass wir noch eine ganz neue Show sind, die gegen etablierte Formate wie Let's Dance antritt. Der Mensch ist ja ein Gewohnheitstier. Er will sich berieseln lassen und wissen, was ihn erwartet.

Hat das Fangen im TV Zukunft?

Ja, ich bin sicher, dass es im kommenden Jahr wieder eine Deutsche Meisterschaft geben wird. Auch im Ausland ist das Interesse groß. Wir waren gerade auf der TV-Messe in Cannes und haben das Format beworben. Vielleicht gibt's Catch ja bald auch in Dubai, Norwegen und den USA .

Catch, Sat 1, 20.15 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 12.04.2019
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