Süddeutsche Zeitung

Proteste in Iran:15 Minuten für die #IranRevolution

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Joko und Klaas nutzen ihre Sendezeit bei Pro Sieben, um zur Primetime auf die Proteste in Iran hinzuweisen. Und mehr noch: Sie verschenken aus Solidarität ihre Instagram-Accounts, "für immer".

Zwei der bekanntesten Fernsehmoderatoren und Entertainer Deutschlands unterstützen die systemkritische Protestbewegung in Iran: Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf haben ihre persönlichen Instagram-Accounts an zwei iranische Aktivistinnen verschenkt. Zusammen haben sie fast zwei Millionen Follower.

Die beiden Pro-Sieben-Moderatoren kündigten die Solidaritätsaktion am Mittwochabend in der Sendung "Joko und Klaas 15 Minuten live" an, die unter dem Titel "Aufmerksamkeit für die #IranRevolution" bei Joyn abrufbar ist. Diese viertelstündige Sendezeit erspielten sie sich, wie schon viele Male zuvor, in ihrer Pro-Sieben-Gameshow - sie durften sie nach Belieben gestalten. Oft nutzten sie die Zeit bereits für gesellschaftliche Themen, zeigten eine Kurzdokumentation über die Lebensbedingungen im griechischen Flüchtlingslager Moria, ließen Pflegekräfte, eine Long-Covid-Patientin oder eine Sea-Watch-Kapitänin zu Wort kommen. Nicht selten sind das qualitative Höhepunkte des deutschen Privatfernsehens. Manchmal machen die beiden aber auch einfach nur Blödsinn.

Diesmal zeigten sie eine kurze Warnung vor Bildern mit Gewalt. Dann folgten minutenlang zur besten Sendezeit Aufnahmen der Proteste in Iran und Bilder davon, wie brutal Sicherheitskräfte dagegen vorgehen. In kurzen Interviews stellten sie zudem die beiden Frauen vor, die künftig ihre Instagram-Accounts bespielen.

Auf dem Konto von Joko Winterscheidt, 43, postet Frauenrechtsaktivistin Azam Jangravi, die nach einem Protest gegen den Kopftuchzwang in Iran fliehen musste. Das Konto von Klaas Heufer-Umlauf, 39, wird nun von Sarah Ramani von der Bewegung "The Voice of the Streets" für Botschaften genutzt. "Wir können nicht mit Europas Regierungen sprechen, aber ihr könnt es", appellierte Ramani, die ihr Gesicht nicht zu zeigen wagte.

"Jeden Tag ändert sich so wahnsinnig viel", sagte Joko Winterscheidt. "Und wenn unsere Aufmerksamkeit effektiv sein soll, muss sie nachhaltig und verlässlich sein. Wir möchten, dass die Proteste in unserer Welt wahrnehmbar bleiben und unser gemeinsames Hinschauen Teil der internationalen Druckkulisse wird, die sich gerade im Netz formiert."

Verschenkt, "für immer"

Deswegen, so Klaas, verschenke man die eigene Reichweite an die zwei Frauen, "und zwar für immer". Alles, was ihm und seinem Moderatorenkollegen zum Posten einfalle, sei im Vergleich zu den Protesten in Iran nicht viel wert. Das Schlimmste, was geschehen könne, sei, dass niemand hinschaue. Die Reichweite der beiden Instagram-Accounts ist seit der Sendung noch um Hunderttausende Follower gestiegen.

Auslöser der systemkritischen Massenproteste in Iran war der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie gegen die islamischen Kleidungsvorschriften verstoßen haben soll. Die Frau starb am 16. September, nachdem sie aus dem Polizeigewahrsam in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. Seit ihrem Tod demonstrieren landesweit Tausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamische Herrschaftssystem. Auch in Berlin waren am vergangenen Samstag Zehntausende Menschen unter dem Motto "Frauen, Leben, Freiheit" auf die Straße gegangen, um ihre Solidarität zu bekunden.

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