Süddeutsche Zeitung

Ticketverkäufer:Nach Kritik von Böhmermann: Eventim-Aktie verliert massiv

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Zuletzt waren die Zahlen des Ticketverkäufers deutlich über dem Vor-Corona-Niveau. Nach einer kritischen Betrachtung im "ZDF Magazin Royale" ist die Aktie eingebrochen.

Von Nadja Lissok

Dass Notenbankerinnen, Vorstandchefs und hochrangige Politiker mit ihren Äußerungen Börsenkurse beeinflussen können, hat man schon öfter erlebt. In diesem Fall könnte es Jan Böhmermann, gewesen sein, der auf einen Aktienwert im deutschen M-Dax Einfluss genommen hat. Im M-Dax sind vor allem große mittelständische Unternehmen notiert, eines davon ist der Ticketanbieter CTS Eventim. Dessen Aktie rauschte am Montag mehr als neun Prozent nach unten - und Börsenanalysten führen das auf die am Freitagabend ausgestrahlte Sendung ZDF Magazin Royale von Jan Böhmermann zurück.

Böhmermann hatte das Unternehmen Eventim zum Thema gemacht. In dem Beitrag "Mit Fantasiegebühren zum Eventimperium" thematisierte er die Marktmacht des Anbieters und kritisierte die Verkaufsgebühren für Tickets als zu hoch. Nun scheinen die Anleger zu reagieren - und die Aktie abzustrafen.

Eigentlich sehen die Zahlen von Eventim gerade hervorragend aus, das durch die Corona-Krise ausgelöste Tief scheint überwunden. Im ersten Quartal 2023 lag der Umsatz um fast 30 Prozent über dem Niveau von Anfang 2019, also dem letzten Jahr, das noch nicht von der Corona-Krise beeinflusst war. In den Jahren 2020, 2021 und teilweise auch noch 2022 wurden zahlreiche Veranstaltungen wegen der Pandemie-Schutzvorkehrungen abgesagt.

Jetzt sind die Kassen offenbar wieder voll. "Die Resultate zeigen, dass das Interesse für Live-Entertainment ungebrochen ist", sagte Vorstandschef Klaus-Peter Schulenberg bei der Präsentation der Zahlen. Böhmermann sieht als Grund für das enorme Umsatzwachstum eher die mehr als 272 Millionen Euro Corona-Hilfen, die Eventim vom Staat bekommen haben soll.

Kritik an Eventim hatte es in der Vergangenheit bereits mehrfach gegeben. Die Verbraucherzentrale Bundesverband verklagt den Ticketanbieter, weil Käufer bei abgesagten Veranstaltungen nicht den vollen Preis zurückbekommen, sondern Eventim Gebühren einbehält. Mehr als 1500 Menschen haben sich der Musterfeststellungsklage bereits angeschlossen. Auch das Bundeskartellamt hat das Unternehmen wegen seiner marktbeherrschenden Stellung schon länger im Blick.

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