Süddeutsche Zeitung

Erfurt-Tatort "Der Maulwurf":Tick, Trick, Track

Die Erfurter "Tatort"-Kommissare Funck, Schaffert und Grewel wirken in der Folge "Der Maulwurf" mitunter unbeirrbarer als Bruce Willis oder Sylvester Stallone, wenn sie im "Tatort" mitspielten. Dass sie sich meist im Gänsemarsch bewegen, macht es auch nicht besser.

Von Holger Gertz

Zu diesem Tatort des MDR aus Erfurt mit den jungen Kommissaren Funck (Friedrich Mücke), Schaffert (Benjamin Kramme) und Grewel (Alina Levshin) nur eine kurze Szenenbeschreibung: Die wirklich noch sehr jungen Kommissare traben wie üblich Tick-Trick-und-Track-artig hintereinander her, es geht durch einen Gefängnisinnenhof, an vergitterten Fenstern vorbei, hinter denen Gefangene stehen, die die gesamte Inneneinrichtung ihrer Toilettenräume auf die Kommissare runterwerfen. Klopapierrollen, Klopapierfetzen, Klobürsten. Die Kloschüsseln haben nicht durch die Gitterstäbe gepasst.

Und wie das Ganze dem echten Leben mal wieder nicht abgeschaut ist: Die Kommissare gehen sehr langsam, sie weichen den Wurfgeschossen nicht großartig aus, keiner von ihnen schaut mal nach oben, was sogar Bruce Willis und Sylvester Stallone täten, wenn sie im Tatort mitspielten. Wenn was von oben kommt, guckt man ja eigentlich mal hoch. Oder?

Im Erfurter Tatort werden tolle Schauspieler verbraten, die - in einem Shitstorm aus mutmaßlich gebrauchten Toilettenartikeln und umweht von Schülertheaterbeschimpfungen - hölzerne und holzige Dialoge vortragen müssen: "Alles klar?" (Schaffert) - "Die haben ja sonst nicht so viel Spaß hier" (Grewel).

Das spielt sich ungefähr in Minute 21 ab. Und auch danach wird es nicht viel besser.

ARD , Sonntag 20.15 Uhr

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Quelle:
Süddeutsche Zeitung vom 20.12.2014
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