Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Ran an die Milliarden

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Die DFL und die Fernsehrechte: Die Einnahmen sinken und es gibt einen neuen alten Bekannten

Von Caspar Busse

Bald 30 Jahre ist es her, dass sich im deutschen Fußball-Fernsehen eine kleine Revolution ereignete. Im August 1992 sendete Sat 1 zum ersten Mal ran. Chefmoderator Reinhold Beckmann präsentierte damals eine echte Fußballshow, sehr bunt, mit viel Unterhaltung und mit langen Werbeblöcken. Die Zuschauer waren bis dahin nur die ziemlich altbackene Sportschau in der ARD gewohnt, ran war ganz anders. Aber Sat 1 zahlte damals schon viel Geld für Rechte, so viel, dass sich das Ganze eigentlich nie rechnete. Und so stieg Sat 1 im Jahr 2003 wieder aus und verabschiedete sich später ganz vom großen Fußball.

Doch jetzt ist der Privatsender aus Unterföhring überraschend wieder zurück - ein bisschen zumindest. Bei der jüngsten Rechteauktion für die Fußball-Bundesliga sicherte sich der Konzern Pro Sieben Sat 1 ein Paket für die Ausstrahlung mehrerer Livespiele von Mitte 2021 an und für insgesamt vier Spielzeiten. Gezeigt werden dürfen der Supercup, die Auftaktspiele der ersten und zweiten Bundesliga, je ein Spiel am letzten Hinrunden- und am ersten Rückrundenspieltag sowie die vier Relegationsspiele zwischen erster, zweiter und dritter Liga. Einen Teil dieser Begegnungen zeigt bisher das ZDF. Eigentlich hatte es beim Konzern Pro Sieben Sat 1, selbst in Turbulenzen, immer geheißen, teure Fußballrechte ließen sich nicht refinanzieren. Nun will Sat 1 mit Bundesliga-Fußball aber offenbar seine schwachen Einschaltquoten und das Image wieder aufpäppeln.

"Größtmögliche Stabilität in unsicheren Zeiten" biete das Ergebnis der Rechteausschreibung für Klubs und Fans, sagte Christian Seifert, der Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL), am Montag nach einer Mitgliederversammlung. Insgesamt bringt der Verkauf der Fernsehrechte für vier Spielzeiten von Mitte 2021 an einen Gesamterlös in Höhe von 4,4 Milliarden Euro - das ist im Vergleich zur vorhergehenden Rechteperiode ein Rückgang von 5,2 Prozent. Seifert sprach von einem "ordentlichen Ergebnis". Manche hatten schon ein größeres Minus befürchtet. "Das wird aber auch bedeuten, dass einige den Gürtel enger schnallen müssen, nicht nur die Klubs, sondern auch die Spieler und Berater", sagte Seifert weiter. Aber immerhin gebe es nun Planungssicherheit bis 2025. Vor vier Jahren, bei der letzten Auktion, waren die Einnahmen dagegen noch um gut 80 Prozent gestiegen.

Die Fernsehgelder sind für die 36 Vereine die wichtigste Einnahme. Pro Spielzeit können sie nun also durchschnittlich mit insgesamt 1,1 Milliarden Euro rechnen, in der laufenden sind es gut 1,2 Milliarden Euro. Wie das Geld nun verteilt wird, darüber wird "zeitnah" beraten. Dies werde "mit Anstand und mit Weitblick" erfolgen. Die Zeiten sind kompliziert: Angesichts der Corona-Krise war die Nachfrage nach den Fernsehrechten offenbar nicht so groß wie erhofft. Die Bundesliga startete nach mehrwöchiger Pause mit Geisterspielen, viele Medienunternehmen müssen sparen, Eurosport war zuletzt aus einem laufenden Vertrag ausgestiegen.

Im Großen und Ganzen bleibt im Fußball-Fernsehen also fast alles beim Alten. Die Livespiele im Pay-TV teilen sich von Mitte 2021 an Sky und der Streaminganbieter Dazn. Sky zeigt alle Partien am Samstag (insgesamt 200), Dazn ist am Freitag und am Sonntag dran und hat nun 106 Spiele, deutlich mehr als bisher. Der Streamingdienst sieht sich deshalb als der große Gewinner. Sky wiederum muss deutliche Abstriche hinnehmen - ob sich das künftig auch in geringeren Abogebühren niederschlägt, ist offen. Fußballfans, die alle Partien live sehen wollen, brauchen künftig in jedem Fall zwei Abos. Sky hatte zuvor bereits die Rechte an der Champions League verloren, die von der übernächsten Saison an auch überwiegend bei Dazn laufen wird. Amazon Prime, Netflix, die Deutsche Telekom oder andere haben bei der Vergabe der Bundesliga-Rechte keine Rolle gespielt, zu einem Wettbieten der Interessenten ist es also nicht gekommen.

Erhalten bleiben auch am Samstag die ARD- Sportschau und das ZDF- Sportstudio sowie die Sendung Doppelpass am Sonntag bei Sport 1. Die Pay-Rechte für Zusammenfassungen der Begegnungen der Bundesliga und zweiten Bundesliga auf Abruf unmittelbar ab Spielende erwarb die Axel­ Springer AG - ebenso wie das erstmals vergebene sogenannte "Digital Out of Home"-Paket zur Nutzung von Bewegtbildern der Spiele auf Flächen für Außenwerbung. Springer könnte damit sein Bewegtbild-Angebot und Bild-TV attraktiver machen. Das Rechtepaket für frei abrufbare Zusammenfassungen der Spiele in beiden Ligen von Montag an sicherten sich ARD, ZDF und Sport 1. Ebenfalls vergeben wurden die Audiorechte - dabei setzte sich die ARD sowohl bei UKW als auch bei Webradio durch. Die zweite Liga bleibt bei Sky, das Samstagabend-Spiel der zweiten Bundesliga wird zudem live auch bei Sport 1 im Free-TV zu sehen sein. Immerhin: DFL-Chef Seifert sagte auch noch, er freue sich, dass mit Sat 1 ein alter Bekannter zurück ist.

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