Süddeutsche Zeitung

Russische Präsidentschaftswahl:"Hero forever"

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In Russland selbst und an vielen Orten weltweit gibt es Protest gegen die Wahl, die keine war. Der Tod von Alexej Nawalny ist immer wieder Thema. Bilder der Aktionen.

Von Nadja Tausche

87 Prozent hat Wladimir Putin laut ersten Zahlen der zentralen Wahlkommission erreicht - ein Rekordwert für den russischen Machthaber. Auch die Wahlbeteiligung liegt nach derzeitigem Stand auf dem höchsten Wert bei einer russischen Präsidentschaftswahl jemals. Aber an vielen Orten der Welt regt sich Protest gegen die Wahl, die keine war, weil es keine echten Gegenkandidaten gab. Ihren Unmut zeigen Menschen weltweit - und auch in Russland selbst, trotz aller drohenden Repressionen.

In Berlin kommen am Sonntag nach Angaben der Polizei rund 800 Menschen zu einer Kundgebung vor der russischen Botschaft zusammen, in Bonn waren es sogar etwa 1000.

Viele drücken dabei ihre Solidarität mit dem von Russland angegriffenen Land aus.

An den Protesten in Berlin nimmt auch Julija Nawalnaja teil, die Witwe des toten Kremlgegners Alexej Nawalny. Sie habe den Namen ihres gestorbenen Mannes auf den Stimmzettel geschrieben, erklärte Nawalnaja, als sie aus dem Wahllokal kam.

Bei vielen der Proteste sind Bilder des im Februar verstorbenen Alexej Nawalny zu sehen. Nahe der russischen Botschaft in Berlin ist ein Foto von ihm mit der Aufschrift "hero forever", für immer ein Held, versehen und von Blumen umrahmt.

Ebenfalls in der deutschen Hauptstadt zu sehen: Eine Installation, die Wahlurnen zeigt, darin zerschredderte Wahlzettel. Dahinter ist der russische Präsident abgebildet - in einer Badewanne voller, wonach es aussieht, Blut.

Auch in Paris protestieren zahlreiche Menschen gegen den russischen Machthaber. Ein Aktivist hält in der Nähe des Eiffelturms ein Plakat mit der Aufschrift "Légionnaire sans honneur" in die Höhe, übersetzt: "Legionär ohne Ehre".

Vielerorts wird ein Ende des Krieges in der Ukraine gefordert. In Washington D.C. haben Protestierende Fotos von Verwundeten und von brennenden Autos auf ein Plakat geklebt, andere wickeln sich ukrainische Flaggen wie Decken um die Schultern.

In London fordert eine Frau vor der russischen Botschaft ein Russland ohne Putin. Gerade hat sich der Präsident seine bereits fünfte Amtszeit gesichert.

In Russland gibt ein Mann in einem Wahllokal in Moskau einen ungültigen Stimmzettel ab. Protest gegen Putin zu äußern, kann dort massive Konsequenzen haben. Die Organisation OWD-Info zählte bis Sonntagnachmittag landesweit mehr als 70 Festnahmen im Zusammenhang mit der Wahl.

In vielen russischen Städten kam es zur Mittagszeit zu langen Schlangen vor den Wahllokalen, etwa hier in Sankt Petersburg. Das dürfte auch mit dem Aufruf "Mittag gegen Putin" zu tun haben: Aus Protest gegen den russischen Präsidenten sollten Menschen genau um 12 Uhr wählen gehen. Dazu hatte Alexej Nawalny vor seinem Tod aufgerufen.

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