Süddeutsche Zeitung

Gagen der Hollywoodstars:Alles Geld der Welt

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Tom Cruise bekommt am meisten, aber auch die 18-jährige "Stranger Things"-Schauspielerin Millie Bobby Brown dürfte ausgesorgt haben: was Hollywoodstars verdienen.

Von David Steinitz

Bei Vertragsverhandlungen in Hollywood ist kaum ein Star so gefürchtet wie Tom Cruise. Der 60-Jährige verlangt neben seiner Gage immer auch Gewinnbeteiligungen an den Einnahmen seiner Filme. Das allein wäre noch nichts Besonderes, denn das tun viele andere Schauspielerinnen und Schauspieler auch. Aber während die meisten von ihnen erst dann am Gewinn beteiligt werden, wenn das produzierende Filmstudio seine Kosten gedeckt hat und in den schwarzen Zahlen angekommen ist, verdient Cruise ab dem ersten Dollar an der Kinokasse mit. Egal, ob der Film für das Studio ein Hit wird oder nicht. Wie das Branchenmagazin Variety berichtet, ist er deshalb mit weitem Abstand der am besten verdienende Star im Filmgeschäft. Sein aktueller Film "Top Gun: Maverick" soll ihm durch seine Gage sowie seine Beteiligung an Kino- und Home-Entertainment-Erlösen 100 Millionen Dollar einbringen.

Über Jahrzehnte lautete die magische Zahl auf dem Paycheck, mit der man in Hollywood seinen Superstarstatus nachweisen konnte, 20 Millionen. So viel bekam Jim Carrey einst 1996 für "The Cable Guy", das war damals Rekord und dann die Gage, die seitdem jeder große Star pro Film verlangte.

Für den ersten "Joker" bekam Joaquin Phoenix viereinhalb Millionen, für den zweiten sollen es 20 werden

Nun könnte man meinen, dass das Ende der durchgedrehten Neunzigerjahre, als Geld keine Rolle spielte im Showgeschäft, auch die astronomischen Gagen beendet hat. Aber in den vergangenen Jahren hat der Kampf der Streamingdienste um Topstars und Abonnenten die Gehälter teilweise sogar noch einmal steigen lassen. Apple zahlt Leonardo DiCaprio für seinen nächsten Film "Killers of the Flower Moon" 30 Millionen Dollar. Dieselbe Summe bekommt Brad Pitt für einen noch titellosen Rennfahrerfilm. Und Will Smith soll für den Thriller "Emancipation" sogar 35 Millionen bekommen - was er vermutlich noch vor seiner Ohrfeigen-Affäre bei der Oscarverleihung im März ausgehandelt hat. Die erst 18-jährige Millie Bobby Brown wiederum, die durch die Mystery-Serie "Stranger Things" berühmt wurde, bekommt von Netflix für die Fortsetzung ihres Films "Enola Holmes" auch schon stolze zehn Millionen Dollar. Davon sollte man ein Häuschen in den Hollywood Hills auch während einer globalen Gaskrise ganz gut warm halten können.

Nach unten gehen die Forderungen nur, wenn Schauspieler unbedingt bei einem Projekt mitmachen oder mit besonders begehrten Regisseurinnen oder Regisseuren arbeiten wollen. Christopher Nolan ist so ein Filmemacher, für den die Stars auch mal auf Geld verzichten. Der Brite dreht gerade einen Film über Robert Oppenheimer, den "Vater der Atombombe". Dafür waren unter anderem Robert Downey Jr., Matt Damon und Emily Blunt bereit, lediglich Nebenrollen für eine deutlich geringere Gage als sonst zu spielen. Es sollen ungefähr viereinhalb Millionen pro Kopf sein.

Unverändert gilt in Hollywood: Geld kann man vor allem mit Fortsetzungen von Erfolgsfilmen machen. Bestes Beispiel derzeit: Joaquin Phoenix bekam für seine Rolle in "Joker" 2019 "nur" viereinhalb Millionen Dollar. Für den bereits geplanten zweiten Teil ist er noch in Verhandlungen. Aber nachdem der erste Teil mehr als eine Milliarde Dollar einspielte, steht jetzt laut Variety eine Gage von 20 Millionen Dollar im Raum.

Solche Sprünge sind natürlich auch ein Grund, warum in Hollywood die Budgets explodieren. Und die Frage wird sein, wie lange die großen Studios und Streamingdienste das durchhalten. Netflix zum Beispiel musste dieses Jahr zum ersten Mal in der Firmengeschichte einen Rückgang der Abonnenten vermelden, die Chefs haben einen harten Sparkurs verhängt. Der könnte mittelfristig auch die Gagen drücken, und sobald ein großer Player damit anfängt, könnten andere nachziehen. Verhungern wird dann natürlich trotzdem kein Hollywoodstar.

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