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Alien-Regisseur Ridley Scott:Sex? Nur für den Schockeffekt!

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Ridley Scott hat nämlich eine Regel: "Die Regel lautet, dass Sie niemals eine Sexszene in einen Film schreiben dürfen, bloß weil Sie gern eine Sexszene drin hätten." Ein Treffen mit dem Alien-Regisseur.

Von David Steinitz

Ridley Scott blickt sehnsüchtig zu den Cola-Fläschchen an der Bar, entscheidet sich mit einem sanften Klopfen aufs Wohlstandsbäuchlein aber doch lieber fürs Mineralwasser. Er will sich fit halten: keine Schokoriegel. Keine Cola. Und vor allem: ausreichend Schlaf. "Die ganzen Irren, die glauben, sie können mehr reißen, weil sie nur dreieinhalb Stunden schlafen, das bringt nichts. Nach dreieinhalb Stunden können Sie keine guten Entscheidungen treffen. Aber nach acht Stunden, da steht man topfit am Set."

Er muss es wissen. Sir Ridley Scott gehört zu den bedeutendsten Regisseuren der Gegenwart, mit "Thelma & Louise" und "Gladiator" hat er Filmgeschichte geschrieben, besonders berühmt wurde er durch seine Science-Fiction-Werke "Alien" und "Blade Runner". Im Herbst wird der Brite 80 Jahre alt, dreht aber trotzdem ohne Pause einen großen Blockbuster nach dem anderen. Am Donnerstag kommt "Alien: Covenant" ins Kino, die düstere Vorgeschichte über die Ursprünge des unheimlichen Weltraummonsters, mit dem er 1979 seinen ersten großen Kinohit hatte. Mit einer kleinen Überraschung.

Die Regel lautet: niemals eine Sexszene in einen Film schreiben, bloß weil man gern eine Sexszene drin hätte

Scott ist schließlich einer der wenigen Hollywood-Regisseure, die praktisch nie Sexszenen drehen. Jetzt, im Alter von 79 Jahren, hat er für den neuen "Alien"-Film aber dazu hinreißen lassen. Warum ausgerechnet jetzt?

"Die Regel lautet, dass Sie niemals eine Sexszene in einen Film schreiben dürfen, bloß weil Sie gern eine Sexszene drin hätten. Wenn ich im Fernsehen diese schlechten Stöhn-Exzesse sehe, wo die Schauspieler 'Uuuh!' und 'Aaah!' machen und nach Luft schnappen, als würden sie gleich ertrinken, denke ich mir jedes Mal: bitte nicht! Aber wenn es doch mal in die Geschichte passt wie hier, dann habe ich nichts dagegen. Ich finde, die Szene ist schön unheimlich geworden, es geht auch mehr um den Schockeffekt als um Nacktheit."

In Hollywood gilt Scott trotz seiner Sexszenen-Skepsis als sehr beliebter Regisseur bei den Filmstudios, weil er so effizient arbeitet und deshalb weniger Budget braucht, als andere Kollegen.

"Ich kann einen Film, für den andere Regisseure 180 Millionen Dollar bräuchten, für 100 Millionen machen, weil ich weiß, was ich will und deshalb weniger Drehtage brauche." Auch von zeitintensiven Proben mit den Schauspielern hält er wenig: "Wenn Sie gute Schauspieler besetzen, brauchen sie das nicht. Was wollen Sie denn mit Kevin Spacey proben? Der kommt rein, ich sage ihm, was ich will, und los geht's. Das spart Zeit und Geld."

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