Süddeutsche Zeitung

Arbeitskampf:Unbefristeter Kitastreik beginnt am Freitag

  • Mehr als 90 Prozent der Mitglieder der Gewerkschaften Verdi und GEW haben sich für unbefristete Streiks an deutschen Kitas ausgesprochen.
  • Laut Verdi-Chef Frank Bsirske wird der Arbeitskampf bereits am Freitag beginnen.
  • Verdi und GEW sowie der Beamtenbund dbb fordern eine finanzielle Aufwertung der Sozial- und Erziehungsberufe

Gewerkschaften stimmen für Kitastreik

An den Kitas in Deutschland soll ab Freitag unbefristet gestreikt werden. Das kündigte Verdi-Chef Frank Bsirske nach einer Urabstimmung über den Arbeitskampf an. 92,44 Prozent der Beschäftigten stimmten demnach für den Streik.

"Der Streik wird am Freitag mit einem spürbaren und starken bundesweiten Signal beginnen. Danach wird er in vielen Einrichtungen zunächst dauerhaft fortgeführt - notfalls auch über Pfingsten. Wir werden Zug um Zug weitere Einrichtungen in den Streik einbeziehen", sagte Bsirske. "Die Arbeitgeber haben es in der Hand, mit einem verhandlungsfähigen Angebot den Streik jederzeit zu beenden."

Bei der Abstimmung der Mitglieder der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Bereich Sozial- und Erziehungsdienst (SuE) votierten 96,37 Prozent der Teilnehmer für einen Streik. "Wir sind bereit, für eine bessere Bezahlung zu kämpfen und die Blockadehaltung der Arbeitgeber zu brechen", sagte GEW-Vorstandsmitglied Andreas Gehrke.

Als erste der beteiligten Gewerkschaften hatte bereits der Beamtenbund dbb am Montag das Ergebnis seiner Urabstimmung im aktuellen Tarifkonflikt bekanntgegeben. 96,5 Prozent der Beschäftigten stimmten für zeitlich unbegrenzte Arbeitskampfmaßnahmen, wie der Verhandlungsführer Andreas Hemsing mitteilte.

Wann wo gestreikt wird

In Schleswig-Holstein werden von Freitag an Einrichtungen in Kiel, Lübeck, Norderstedt, Neumünster, Bad Segeberg, Bad Oldesloe, Lübeck, Halstenbek, Itzehoe, Flensburg, Rendsburg, Heide, in den Kreisen Schleswig-Flensburg, Rendsburg-Eckernförde und Dithmarschen bestreikt, teilte Verdi mit.

In Hamburg sind nach Verdi-Angaben von den mehr als 1000 Kitas etwa 220 betroffen. Dazu zählten die der Elbkinder, des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB), der Rudolf-Ballin-Stiftung, des Studierendenwerks und des Hamburger Schulvereins von 1875. Außerdem seien die Beschäftigten aus Sozialrichtungen wie Fördern & Wohnen, der Elbe-Werkstätten und des Lebenshilfewerkes Hamburg zum Arbeitskampf aufgerufen.

Am Montag beginnt in Bayern der unbefristete Streik in kommunalen Kitas. In Nürnberg, Fürth, Erlangen, München und Augsburg sollen die Beschäftigten für mindestens 14 Tage die Arbeit niederlegen.

In Nordrhein-Westfalen werden die Schwerpunkte der Aktionen laut Verdi im Ruhrgebiet, im Rheinland und in Ostwestfalen liegen. Die Streiks in NRW beginnen am kommenden Montag.

Erzieher und Sozialarbeiter in Niedersachsen und Bremen wollen ab Freitag in einen unbefristeten Streik treten. Mit einigen Einrichtungen seien Notdienstvereinbarungen getroffen worden, so dass je nach Ort zwischen zehn und 25 Prozent der Betreuungsplätze zur Verfügung stehen, sagte eine Verdi-Sprecherin.

Worum es geht

Nach fünf Runden hatten die Gewerkschaften die Tarifverhandlungen für die bundesweit 240 000 Erzieher und Sozialarbeiter in kommunalen Einrichtungen in der vergangenen Woche für gescheitert erklärt. Verdi, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Beamtenbund dbb fordern eine finanzielle Aufwertung der Sozial- und Erziehungsberufe unter anderem durch eine höhere Eingruppierung. Nach Angaben der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) beläuft sich die Gesamtforderung auf 1,2 Milliarden Euro.

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