Süddeutsche Zeitung

Arbeit und Familie:"Wir brauchen dringend mehr alltagstaugliche Teilzeit-Modelle"

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Karriere trotz Teilzeitarbeit? Für die meisten Arbeitnehmer bleibt das ein schöner Wunsch. Doch Familienministerin Kristina Schröder erwägt nun mögliche Gesetzesänderungen, um zumindest einmal die bestehenden Nachteile im Arbeitsrecht auszugleichen.

Famlienministerin Kristina Schröder hatte es zuletzt nicht leicht - es hagelte Kritik an ihrer Arbeit. Die Zeitung Bild titelte unter der Dachzeile "Kein Mut! Keine Ideen! Kein Erfolg!": "Nix ist öder als die Politik von Frau Schröder". Und dann auch noch der ganze Ärger um das Betreuungsgeld.

Womöglich sucht sie sich deswegen nun ein neues Terrain, bei dem ihr zunächst nicht so viel Wind entgegen bläst: Die Bundesregierung will Teilzeitarbeit in Deutschland erleichtern.

"Wir brauchen dringend mehr alltagstaugliche Teilzeit-Modelle", sagte Familienministerin Kristina Schröder der Welt am Sonntag. Gemeinsam mit dem Arbeitsministerium erwägt Schröder daher eine Gesetzesänderung. "Wir müssen das bestehende Arbeitsrecht und dort die Nachteile für Teilzeitbeschäftigte in Angriff nehmen."

Anspruch auf flexiblen Wechsel

Das Arbeitsministerium bestätigte dem Blatt, dass eine flexiblere Gestaltung des Teilzeitgesetz geprüft werde. Bislang könnten zu oft nur "die wirklich Karriere machen, denen zu Hause jemand den Kühlschrank befüllt, den Nachwuchs versorgt und den Nachschub an frisch gebügelter Kleidung sicherstellt", sagte Schröder.

Notwendig sei ein Anspruch, flexibler zwischen Teilzeit und Vollzeit wechseln zu können, ohne auf Arbeitsplätze abgeschoben zu werden, die das Ende der Karriere bedeuteten, sagte die CDU-Politikerin. Schröder beklagte, zwar hätten Angestellte seit 2001 offiziell das Recht, ihre Stundenzahl zu verringern. Dennoch müsse man "meist erst betteln, um auf Teilzeit reduzieren zu dürfen, dann muss man betteln, um wieder Vollzeit arbeiten zu dürfen". Laut einer Studie des Wissenschaftszentrums Berlin (WZB), die der Zeitung vorliegt, arbeiten nur rund fünf Prozent der Führungskräfte in der Privatwirtschaft mit reduzierter Stundenzahl.

Dazu zählten die Experten Beschäftigte mit Leitungsfunktionen, aber auch Unternehmer wie etwa eine Floristin. Die Quote der in Teilzeit arbeitenden männlichen Führungskräfte in der Bundesrepublik liegt laut WZB sogar nur bei einem Prozent. Damit sei Deutschland gemeinsam mit Rumänien, Zypern und Tschechien Schlusslicht in Europa. Bei Managerinnen sehe es mit einer Teilzeitquote von fast 15 Prozent besser aus.

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