Süddeutsche Zeitung

Suchtbericht der Bundesregierung:Jeder Sechste trinkt Alkohol in schädlichen Mengen

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Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, hat gefordert, stärker dem übermäßigen Konsum von Alkohol und neuen Raucher-Produkte vorzubeugen. Bei E-Zigaretten oder Wasserpfeifen gebe es "einen klaren Aufwärtstrend sowohl bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen", sagte die CSU-Politikerin am Donnerstag bei der Vorstellung des neuen Drogen- und Suchtberichts in Berlin. "Auch Alkohol wird in Deutschland noch deutlich zu viel und vor allem viel zu gedankenlos getrunken."

Laut dem neuen Bericht trinkt jeder Sechste in Deutschland Alkohol in gesundheitlich schädlichem Ausmaß. Durch die Folgen des Alkoholkonsums entstünden pro Jahr volkswirtschaftliche Kosten in Höhe von knapp 40 Milliarden Euro. Insgesamt pflegen 18 Prozent der Männer und 14 Prozent der Frauen einen riskanten Alkoholkonsum. Es handelt sich dabei nicht um ein Phänomen der Unterschicht: Bei den Frauen ist der Anteil derjenigen, die bedenklich viel trinken, in der "hohen Sozialstatusgruppe" am höchsten. Unter Jugendlichen ist "Komasaufen" dagegen nicht mehr so angesagt, der riskante Konsum sank in der jungen Altersgruppe in den vergangenen zehn Jahren um zwei Drittel. An den Folgen schädlichen Alkoholkonsums sterben in Deutschland jedes Jahr rund 21 000 Menschen.

Weniger Raucher, mehr E-Zigaretten

Auch der Tabakkonsum geht unter Jugendlichen seit Jahren zurück, bei Erwachsenen sinkt er dagegen nur langsam. Derzeit raucht laut dem Suchtbericht etwa ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung. 120 000 Menschen sterben jährlich an den Folgen des Tabakkonsums.

Immer mehr Menschen nutzen zudem neue Raucher-Produkte wie Tabakerhitzer oder E-Zigaretten. Laut dem Suchtbericht sind die Produkte aber vor allem für aktuelle und ehemalige Raucher interessant. Von den Nichtrauchern haben bislang nur 1,7 Prozent E-Zigaretten ausprobiert. Dagegen hat jeder vierte Raucher schon E-Zigaretten verwendet. Viele versuchen, mit den elektronischen Zigaretten vom Tabakkonsum wegzukommen. Inwieweit die Geräte zum Ausstieg aus der Tabaksucht geeignet sind, sei noch nicht ausreichend erwiesen, so die Autoren des Suchtberichts. In den Geräten wird kein Tabak verbrannt, stattdessen verdampft eine meist nikotinhaltige Flüssigkeit. Der Nikotingehalt sei mit dem herkömmlicher Zigaretten vergleichbar, macht der Bericht klar. Die Konzentration anderer Schadstoffe liege "bei sachgemäßem Gebrauch deutlich unter dem Rauch der konventionellen Zigarette."

Als Erfolge nannte Mortler das neu eingeführte Gesetz zu medizinischem Cannabis, sowie die Novellierung des Substitutionsrechts, wodurch Opioid-Abhängige unter bestimmten Voraussetzungen Ersatzstoffe erhalten. Es gebe jedoch noch viel zu tun. "Ich will weniger Alkoholkonsum, weniger Drogentote, weniger Raucher und mehr Hilfe für Kinder aus suchtbelasteten Familien", sagte Mortler.

Die Zahl der Drogentoten in Deutschland sank 2017 erstmals seit längerem wieder leicht auf 1272. Im Vorjahr waren noch 1333 Menschen an den Folgen illegaler Drogen gestorben. Hauptursache für einen Drogentod sind Überdosierungen von Opioiden wie Heroin und Morphin. Mit Sorge beobachten Fachleute zudem eine immer größere Palette neuer, meist synthetischer Wirkstoffe, die teils nur schwer zu analysieren sind.

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