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Studiendauer beim Bachelor:Biologen sind die Pünktlichsten

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Bringt das neue Studiensystem junge Leute schneller in den Arbeitsmarkt? Einer Auswertung des Statistischen Bundesamtes zufolge ist das Durchschnittsalter von Erstabsolventen gesunken. Doch den meisten reicht ihr Bachelor nicht.

Von Johann Osel

Junge Leute sollen zügiger und effizienter durchs Studium kommen - das war ein Kernanliegen der Bologna-Reform. Zumindest in rein zeitlicher Hinsicht scheint dieses Ansinnen in Erfüllung zu gehen. Jeder zweite deutsche Student schafft seinen Bachelor-Abschluss in der Regelstudienzeit - bei den Absolventen 2011 waren es 53 Prozent, die sich an den Rahmen von meist sechs Semestern hielten. Das geht aus der nun erschienenen Sammlung "Hochschulen auf einen Blick 2013" des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden hervor.

Besonders die Biologen sind überdurchschnittlich häufig pünktlich fertig: Zwei von drei Absolventen machten den Abschluss in der Regelstudienzeit. Auf Rang zwei liegen Studenten im Bereich Sozialwesen, gefolgt von den Wirtschaftswissenschaftlern. Bei den Altphilologen schaffen dagegen weniger als ein Drittel den Bachelor so flott.

"Die Studiendauer ist ein zentrales Thema in der hochschulpolitischen Diskussion, da der finanzielle Aufwand für ein Studium mit der Dauer steigt, aber gleichzeitig Studienzeitverkürzungen zu höheren individuellen Anforderungen und Belastungen führen", schreiben die Autoren des Amtes. Mit Blick auf die Erschwernisse im Sechs-Semester-Studium, die regelmäßig unter dem Vorwurf "Bulimie-Lernen" thematisiert werden, hatte unlängst aber eine Studie des Deutschen Studentenwerks leichte Verbesserungen diagnostiziert.

In 6,8 Semestern zum Bachelor

Bachelor-Abschlüsse wurden 2001 laut dem Bundesamt im Schnitt binnen 6,8 Semestern bewältigt. Wenn Studenten einen weiterführenden Master angehängt haben, benötigten sie im Mittel eine Gesamtstudiendauer von 10,6 Semestern - schneller als Kommilitonen in noch verbliebenen Diplomstudiengängen. Master in Elektrotechnik sind die Spitzenreiter, mit 9,3 Semestern; während ein entsprechendes Diplom 11,9 Semester in Anspruch nahm.

Für alle Studierenden - egal ob im Bologna-Modell oder noch in den früheren Angeboten - gilt für den Abschluss die Regelstudienzeit plus zwei Semester als Grenze, um zum Erhalt von Bafög berechtigt zu bleiben. Nach dieser Vorgabe erreichten 76 Prozent aller Studenten 2011 ihr Ziel.

Das Durchschnittsalter aller Erstabsolventen lag bei 26,6 Jahren. Somit ist es seit 2001 um mehr als eineinhalb Jahre gesunken. Ob die jungen Bachelor tatsächlich auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind, bleibt aber umstritten.

Ansturm auf Master-Studiengänge

Vier Fünftel aller Bachelor an Universitäten wollen Umfragen zufolge nicht mit dem ersten Abschluss vorliebnehmen - und drängen in den Master. Sie fürchten oft, mit dem ersten Abschluss nicht ausreichend für ihren Wunschberuf qualifiziert zu sein. Zugleich gibt es ständig Klagen darüber, dass die Hochschulen für den Masterbereich Zulassungshürden setzen - weil sie teils schon überfordert sind mit der Versorgung der vielen Studienanfänger, die durch doppelte Abiturjahrgänge derzeit anstehen.

Mit dem schnellen Biologie-Bachelor etwa dürfte man große Probleme bekommen, in forschungsorientierten Jobs zu landen. Eher ist dafür sogar ein Doktortitel Voraussetzung.

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Quelle:
SZ vom 15.07.2013
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