Süddeutsche Zeitung

Schulfrei wegen Schneechaos:Was Schüler und Eltern wissen müssen

Lesezeit: 3 min

In Bayern herrscht Schneechaos, zur Freude mancher Schüler fällt an vielen Orten die Schule aus. Aber wo genau und wo nicht? Werden Kinder im Notfall betreut? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Von Matthias Kohlmaier

Nach den starken Schneefällen gilt mittlerweile in fünf bayerischen Landkreisen der Katastrophenfall. Aber nicht nur in Traunstein, Miesbach, Berchtesgadener Land, Garmisch-Partenkirchen und Bad Tölz-Wolfratshausen fällt aufgrund der Wetter- und Schneelage seit Tagen die Schule aus. Mittlerweile haben Tausende Schüler, vornehmlich in Oberbayern, schneefrei. Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Wer entscheidet, ob die Schule ausfällt?

Dafür sind die lokalen bzw. regionalen Koordinierungsgruppen Schulausfall zuständig. Erstere setzen sich aus dem fachlichen Leiter des Staatlichen Schulamts als Vertreter für den Volks- und Förderschulbereich sowie aus je einem Schulleiter oder einer Schulleiterin als Vertreter für die übrigen Schularten zusammen; Letztere sitzen bei den Regierungen der einzelnen Regierungsbezirke.

Dazu schaut aber nicht ein Vertreter dieser Gruppen morgens aus dem Fenster und entscheidet nach Befinden, ob der Unterricht ausfällt. Es findet eine Menge Kommunikation mit Schulleitungen statt, um sich ein genaueres Bild zu machen.

Die Entscheidung der Koordinierungsgruppen ist verbindlich und gilt einheitlich für alle öffentlichen Schulen des Landkreises oder der kreisfreien Stadt. Damit soll sichergestellt werden, dass nicht an verschiedenen Schularten in einem Landkreis unterschiedliche Entscheidungen getroffen werden.

Warum fällt die Schule überhaupt aus?

Das hat mehrere Gründe, der zentralste sind Sicherheitsbedenken. Verletzen sich Kinder aufgrund der Witterungsverhältnisse auf dem Schulweg, ist der Freistaat schuld - diese Situation soll unbedingt vermieden werden. Außerdem haben viele Kinder und Jugendliche gerade nach Nächten mit sehr starkem Schneefall gar keine Möglichkeit, in die Schule zu kommen.

Wie können Eltern den Überblick behalten, wo der Unterricht wann stattfindet?

Die Radiosender werden über eine zentrale Datenbank des Kultusministeriums informiert, wo die Schule ausfällt. Zusätzlich zum Radioprogramm stellen die Sender Bayern 3, Antenne Bayern sowie Radio Arabella die Informationen online zur Verfügung. Auch telefonisch können Schüler und Eltern Informationen einholen.

Gibt es für Schulkinder trotz Unterrichtsausfalls eine Betreuungsmöglichkeit?

Nicht alle Eltern können sich spontan um ihre Kinder kümmern, wenn die Schule ausfällt. Für Kinder, die nicht zu Hause bleiben können, gibt es deshalb in verschiedenen Schulen ein Notprogramm. Eltern können sich darüber entweder direkt bei der Schule oder beim zuständigen Schulamt informieren.

Haben Lehrkräfte derzeit bezahlten Urlaub?

Nein. "Lehrkräfte haben, soweit es die Witterungsverhältnisse zulassen, ihren Dienst anzutreten", heißt es auf der Homepage des Ministeriums. Es muss schließlich jemand die Kinder betreuen, die trotz Unterrichtsausfalls zur Schule kommen. Grundsätzlich können die Schulleitungen aber flexibel entscheiden, ob und wie viele Lehrkräfte während des Schneechaos in die Schule kommen müssen.

An Fach- oder Berufsoberschulen ist eine Betreuung kaum nötig, da die meist volljährigen Schüler alleine zu Hause bleiben können, an Grundschulen sieht das anders aus - dort werden zumindest einige Lehrkräfte als Aufpasser benötigt. Urlaub haben die Pädagogen aber auch dann nicht, wenn sie nicht im Schulhaus gebraucht werden. Sie erledigen am heimischen Schreibtisch Korrekturen, bereiten Stunden und Prüfungen vor. Und gemeinsam mit den Schulleitungen müssen sie einen großen Planungsaufwand betreiben: Durch den tagelangen Schulausfall müssen im ohnehin eng getakteten Stundenplan zahlreiche Klassenarbeiten verschoben und Veranstaltungen neu koordiniert werden.

Manche Schulleitungen haben in den vergangenen Tagen auch sämtliche Lehrkräfte einbestellt und die Zeit für Konferenzen und Fortbildungen genutzt.

Wird der ausgefallene Unterricht nachgeholt?

Im Rahmen der zeitlichen Möglichkeiten sollen Lehrkräfte versuchen, dass keine wichtigen Lehrinhalte dem Schnee zum Opfer fallen. Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) macht den Schulen aber keinen Druck. "Im Lehrplan ist immer Luft drin, gerade für solche Verhältnisse", sagte er dem Bayerischen Rundfunk. Die Lehrkräfte können nach Angaben seiner Sprecherin den Unterricht, der witterungsbedingt ausfällt, über das gesamte Schuljahr nachholen. Inhalte könnten dabei geschoben werden.

Mancherorts haben die Schüler in den vergangenen Tagen per E-Mail von ihren Lehrkräften Aufgaben gestellt bekommen. Das findet der Minister sinnvoll: "Solche Möglichkeiten sind zu überlegen. Da ist immer die Frage, was die Schule kann."

Findet in der kommenden Woche der Unterricht wieder bayernweit statt?

Das ist derzeit noch unklar, vielerorts aber zumindest zu Wochenbeginn unwahrscheinlich. Der Landkreis Ebersberg östlich von München zum Beispiel hat schon angekündigt, dass am Montag die Schulen noch geschlossen bleiben werden.

Zwar wird am Freitag und Samstag laut Wettervorhersage kein weiterer Schnee erwartet. Am Sonntag ist aber mit weiterem Niederschlag zu rechnen. Schüler und Eltern sollten sich also spätestens Sonntagabend über Radio und Internet informieren, um nicht am Montagmorgen überrascht vor verschlossenen Schultüren zu stehen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4283795
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.