Süddeutsche Zeitung

CSU:Horst Seehofer, der absolutistische Ministerpräsident

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Früher, als die CSU allein regierte, war es ein schönes Leben für die Abgeordneten. Aber seit Seehofer eine Koalition mit den Bürgern geschlossen hat, tun sie sich hart.

Kolumne von Katja Auer

Früher, als die CSU noch ganz allein regierte in Bayern, muss CSU-Landtagsabgeordneter ein feiner Beruf gewesen sein. Wo der Parlamentarier hinkam, war schon ein Platz in der ersten Reihe reserviert, Bier wurde gereicht, Huldigungen wurden ausgesprochen. Der Parlamentarier wiederum konnte von Heldentaten berichten, die er im fernen München für die Heimat bewirkt hatte.

So ist aus dem Bauernland Bayern im Lauf der Jahrzehnte das Boomland Bayern geworden, und der Parlamentarier war viel damit beschäftigt, Straßen zu eröffnen, Lagerhallen und Supermärkte, die jetzt von der Wirtschaftskraft des Landes zeugen, wo früher nur Wiesen und Äcker waren. Maisfelder gibt es immer noch reichlich, freilich kaum noch für das Vieh, das aus den kleinen Bauernhöfen in die großen Mastanlagen umgezogen ist, und nicht für die Kinder, die nur noch ins Maisfeld rennen, wenn es darin ein Pokemon mit dem Handy zu fangen gibt. Der Mais kommt heute in die Biogasanlagen, die pittoresk die Landschaft prägen wie früher die Zwiebeltürme.

So hätte es weitergehen können für die CSU-Abgeordneten, man hätte die Donau ausgebaut, damit mehr Schiffe mehr Waren durch Bayern fahren könnten und den Münchner Flughafen erweitert, um die Bayern in alle Welt und die Touristen, die auch immer mehr geworden sind, von dort her zu befördern. Mit der Dobrindt-Maut hätte man noch mehr Straßen asphaltiert und mit Söders neuem Landesentwicklungsgesetz noch mehr Beton in die Wiesen gegossen. Und damit keiner hineinredet, hätte man das Wahlrecht so geändert, wie es passt für die CSU. So schön hätte es sein können.

Aber seit der Ministerpräsident eine Koalition mit den Bürgern eingegangen ist, hat es der CSU-Abgeordnete schwer. Da findet Horst Seehofer auf einmal schlecht, was doch nur das Beste für die Partei sein soll. Den Donauausbau wollte er nicht, weil ihn die Bürger nicht wollten, stattdessen will er einen dritten Nationalpark, den die CSU-Fraktion gar nicht will. Über die dritte Startbahn wollte er noch reden, obwohl die CSUler sie für super hielten und das Gymnasium will er wieder um ein Jahr verlängern, weil sich das viele Leute so wünschen. Das geht mit einer absoluten Mehrheit. Und einem absolutistischen Ministerpräsidenten.

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Quelle:
SZ vom 18.03.2017
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