Süddeutsche Zeitung

Schwaben:Razzia bei Ferkelzüchtern

Lesezeit: 1 min

Von Stefan Mayr, Augsburg/Donauwörth

- Wegen des Verdachts auf Tierquälerei sind am Mittwoch zwei Ferkelzucht-Großbetriebe bei Tapfheim und Amerdingen (beide Kreis Donau-Ries) von einem Großaufgebot der Polizei durchsucht worden. An dem Einsatz waren 100 Personen beteiligt, darunter alleine 15 Tierärzte und Vertreter der Gesundheitsbehörden. "Wir gehen dem Verdacht nach, dass den Tieren im Rahmen der Haltung erhebliche Schmerzen und Leiden zugefügt wurden", sagt Matthias Nickolai, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Augsburg. Außerdem wird wegen Verstößen gegen das Tierseuchengesetz und Hygienevorschriften ermittelt. Unter Verdacht stehen vier Männer im Alter von 38 bis 60 Jahren. Diese sind nach Angaben der Polizei allesamt Verantwortliche der Betreibergesellschaft.

Die zwei Betriebe gehören zur Straathof-Strehle GmbH, bei der bis Januar der umstrittene niederländische Züchter Adrianus Straathof das Sagen hatte. Das Landratsamt Jerichower Land (Sachsen-Anhalt) hatte im Dezember ein bundesweites Tierhaltungsverbot für Straathof ausgesprochen. Daraufhin ließen das Landratsamt Donau-Ries und das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) dessen Betrieb "Reichertsweiler Hof" zwischen Tapfheim und Donauwörth kontrollieren. Der Landkreis ließ prüfen, ob das Tierhalteverbot auch für Bayern gelte. Wenig später, zum 20. Januar, legte Adrianus Straathof die Geschäftsführung bei der Straathof-Stehle GmbH nieder. Somit konnten die zwei schwäbischen Betriebe zunächst ohne Probleme weitergeführt werden. Ob es sich dabei um ein Strohmann-Konstrukt handelt, wird von der Staatsanwaltschaft derzeit geprüft.

Am Morgen standen die Einsatzkräfte vor der Tür

Das Tierhaltungsverbot gegen Straathof ist freilich noch nicht rechtskräftig. Die Razzia vom Mittwoch basiert auf Erkenntnissen, die das LGL nach seinem Kontrollbesuch im Dezember an die Staatsanwaltschaft weitergegeben hat. Diese initiierte nun die Durchsuchung. Gegen 8.15 Uhr morgens standen die Einsatzkräfte vor der Tür, mit dabei waren auch Vertreter des LGL, des Veterinäramtes, des Zolls und der Regierung von Schwaben. Die Untersuchung dauerte bis zum Nachmittag an.

Der Reichertsweiler Hof nahm Ende 2013 den Betrieb auf. In ihm sind etwa 11 000 Schweine untergebracht, er ist der größte Ferkelzuchtbetrieb in Schwaben. Adrianus Straathof gilt als größter Schweinezüchter Europas. Er wird "Schweinebaron" genannt und von Tierschützern wegen der Zustände in seinen Betrieben heftig kritisiert. Sein Firmengeflecht, das sich unter der Straathof Holding erbirgt, musste wegen diverser Gesetzesverstöße schon Geldbußen in sechsstelliger Gesamthöhe zahlen. Für Tierquälerei sieht das Strafgesetzbuch eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe von bis zu 360 Tagessätzen vor.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2525457
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 18.06.2015
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.