Süddeutsche Zeitung

Nürnberg:Politikerin der AfD teilt Hitler-Bilder im Chat

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Von Olaf Przybilla, Nürnberg

Sie gilt manchem als Aushängeschild der Alternative für Deutschland (AfD) in Nordbayern, gerät nun aber massiv in die Kritik: Die Vorsitzende des AfD-Verbands Nürnberg-Süd, Elena Roon, hat in einer internen Chat-Gruppe der Partei ein Bild von Hitler mit dem Schriftzug "Vermisst seit 1945" weiterverbreitet. Zu lesen ist dort auch die Anmerkung: "Adolf, bitte melde Dich! Deutschland braucht Dich! Das Deutsche Volk!" Roon bestätigt den Vorgang.

Sie habe das Bild im Sommer weiterverbreitet. Dies aber, um auf solche Strömungen hinzuweisen. Sie habe bereits im Chat darauf hingewiesen, dass "dies nicht ernst zu nehmen" sei. Sie distanziere sich von jeder Form von Extremismus. Dass der Vorgang mehr als ein halbes Jahr später in den Fokus gerate, sei der parteiinterne Versuch, sie zu beschädigen. "Das soll instrumentalisiert werden", sagt sie.

Ob Roon wirklich Chefin eines AfD-Verbands in Nürnberg ist, darüber gibt es zwei Ansichten. Wolfgang Dörner, Vorstandsmitglied im Kreisverband, bezweifelt das. Es könne gar keine rechtmäßige Kreisvorsitzende einer zweiten Nürnberger AfD-Gliederung geben, weil sich seiner Ansicht der Nürnberger Verband "klar gegen eine Teilung ausgesprochen" habe. Roon dagegen sieht sich als rechtmäßig gewählte Chefin eines zweiten Verbands.

Dieser sei ihrer Auffassung nach auch vom Landesverband so gewollt. "Zwei Pferde ziehen eine Kutsche besser als eines." Inzwischen aber versuche sie der Kreischef des ersten Verbands, Martin Sichert, zu beschädigen. "Er schießt voll gegen mich." So habe sie sich schon vor Monaten von dem Hitler-Bild distanziert. Nun aber sei es zum Gegenstand einer parteiinternen Untersuchung geworden. Der AfD-Landeschef Petr Bystron sagt dazu: "Wir nehmen das ernst."

Roon ist 1994 als Russlanddeutsche nach Bayern gekommen. Sie engagierte sich stark in der Initiative "Sichere Heimat", die gegen Flüchtlinge polemisiert. Mit Roon sah die AfD zunächst die Chance, die nahezu 40 000 Russlanddeutschen in Nürnberg an die Partei zu binden. Allerdings sei ihr die Bewegung im Sommer "zu extrem" geworden, sagt Roon, deshalb habe sie sich von dieser distanziert. Der von ihr geführte Kreisverband war zuletzt durch den Facebook-Post "Sophie Scholl würde AfD wählen" in die Kritik geraten. Dieser stamme nicht von ihr, sagt Roon, sie habe ihn aber begrüßt.

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Quelle:
SZ vom 14.02.2017
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