Süddeutsche Zeitung

Modellbau-Affäre:Ermittlungen gegen Haderthauer gehen dem Ende entgegen

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Im Untersuchungsausschuss kann sich am Donnerstag entscheiden, ob es zur Anklage gegen die frühere Staatskanzlei-Chefin kommt. Nicht nur deshalb wird die Sitzung spannend.

Von Dietrich Mittler, München

Es wird eine der letzten spektakulären Aktionen des Münchner Generalstaatsanwalt Peter Frank in Bayern sein, der demnächst in Karlsruhe sein neues Amt als Generalbundesanwalt antritt. Frank wird an diesem Donnerstag im Landtag erwartet. Dort will er im Untersuchungsausschuss Modellbau bekannt geben, wie es um die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen die frühere Staatskanzlei-Chefin Christine Haderthauer (CSU) steht - allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Gegen Christine Haderthauer und ihren Mann Hubert wird wegen des Verdachts auf Betrug und auf Steuerhinterziehung ermittelt.

Der psychisch kranke Straftäter baute Modellautos für Haderthauer

Der Ausschussvorsitzende Horst Arnold (SPD) schloss am Montag nicht aus, dass die gegen die Haderthauers ermittelnde Staatsanwaltschaft München II in Kürze "ihre Abschlussverfügung präsentiert". Ob es zur Anklage kommt, darüber will Arnold, früher selbst einmal Staatsanwalt, nicht spekulieren. Sicher sei nur: Die kommende Sitzung des U-Ausschusses werde spannend - nicht nur wegen Franks Besuch.

Der Zeuge, der dann verhört werden soll, verspreche ebenfalls wichtige Erkenntnisse. Es handelt sich um Werner S., jenen Kripobeamten also, der einst dem psychisch kranken Straftäter Roland S. ein Geständnis abrang. Der hatte in der Zeit von 1971 bis 1985 drei Sexualpartner getötet und wurde dafür in der Psychiatrie untergebracht. Roland S. ist der Konstrukteur jener Modellautos, deren Vertrieb die Haderthauers in die Schlagzeilen brachte - um so mehr, als sie ein ehemaliger Geschäftspartner wegen Betrugs anzeigte.

Der Kripobeamte lud Roland S. später mehrmals ein

Werner S., so hofft der Vorsitzende Arnold, könnte nun dem Ausschuss Details liefern, in welchem Verhältnis Roland S. zu seinem früheren Forensikarzt Hubert Haderthauer und dessen Frau Christine stand. Dem Kripomann ist eine beachtliche Menschenkenntnis nicht abzusprechen. Bei dem entscheidenden Verhör mit Roland S. hatte er gesagt: "Da ist eine Mutter, die will endlich um ihren Sohn trauern können." Roland S. erinnert sich: "Und da brach ich in Tränen aus und habe alles gestanden."

Später, als Roland S. im Bezirkskrankenhaus Ansbach untergebracht war, lud ihn der Kripobeamte im Rahmen der Lockerung mehrmals zu sich nach Hause ein. Er begleitete ihn offenbar auch nach Ingolstadt zu einem Essen mit den Haderthauers. Und dann gar auf einer Reise nach Frankreich, bei der es ebenfalls um die Modellautos ging.

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Quelle:
SZ vom 29.09.2015
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