Süddeutsche Zeitung

Bayern 2022:Der spektakulärste Einbruch des Jahres

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Unbekannte dringen im November in das Kelten- und Römermuseum Manching ein und stehlen einen wahren Schatz. Ihr Vorgehen ist filmreif - und von Gold und Tätern fehlt weiter jede Spur.

Von Katja Auer, Manching

Leider nicht, sagt der Sprecher des Landeskriminalamts, Fabian Puchelt, leider gebe es nichts Neues. Die Ermittlungen laufen auch jetzt zur Weihnachtszeit, natürlich, "aber wir haben keine richtig heiße Spur". Damit erweist sich die damalige Einschätzung des ermittelnden Oberstaatsanwalts als etwas voreilig. Er sei optimistisch, die Diebe des Manchinger Goldschatzes bald zu fassen, sagte Nicolas Kaczynski kurz nach dem spektakulären Einbruch im November. "Ich bin optimistisch."

483 Goldmünzen haben unbekannte Diebe aus dem Kelten- und Römermuseum in Manching bei Ingolstadt gestohlen, in einer Aktion, die ohne Übertreibung als hollywoodreif bezeichnet werden kann. In der Nacht auf den 22. November war das, der Einbruch dauerte nur neun Minuten. Die Täter hebelten eine Tür auf, zertrümmerten die drei Zentimeter dicke Panzerglasscheibe und steckten den Goldschatz ein. Und das alles ohne Alarm.

Der nämlich war lahmgelegt, weil die Einbrecher zuvor in einem Verteilerzentrum der Telekom Glasfaserkabel durchgeschnitten hatten. Rund um Manching waren Telefon und Internet stundenlang ausgefallen, die Menschen hatten sich schon gewundert, der Zusammenhang wurde erst Stunden später klar. Als die Polizei den Ausfall in der Nacht bemerkte, dachten die Beamten zwar an Alarmanlagen, allerdings eher an solche in Banken als an jene im Museum. Weil es dort keinen Wachdienst gibt, wurde der Einbruch erst am nächsten Tag bemerkt.

Recht bald wurden Zweifel am Sicherheitskonzept des Museums laut und dann stellte sich auch noch heraus, dass auf den Überwachungskameras nichts drauf ist. Kein Bild von den Einbrechern, keine Hinweise auf den Einbruch. Die Kameratechnik war veraltet, eine Spezialfirma nahm sich die Aufnahmen vor. Dennoch: nichts. Das Museum wies Kritik an möglicherweise mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen zurück.

Der Goldschatz ist Manchings ganzer Stolz, erst 1999 hatte ihn ein Grabungsteam entdeckt. Es soll der größte keltische Goldfund des 20. Jahrhunderts sein, so bewirbt ihn das Museum, das eigens dafür und für die Römerschiffe gebaut wurde. Umso größer war der Schock im Ort. "Das ist eine komplette Katastrophe für unseren Markt", hatte Bürgermeister Herbert Nerb gesagt. "Das ist unser Schatz!" Der reine Materialwert wird auf etwa 250 000 Euro geschätzt, der historische und ideelle Wert ist weit höher.

Den hätte auch Fabian Puchelt am liebsten längst wieder aufgetrieben, aber mit einem Weihnachtswunder kann er nicht dienen. Also geht die Ermittlungsarbeit der Soko "Oppidum" ihren Gang. "Alle möglichen Spuren" würden noch gesichert, sagt er, von "Formspuren" an der aufgebrochenen Tür bis zu klassischen Fingerabdrücken, Zeugen würden befragt. Inzwischen wurde eine Belohnung von 20 000 Euro ausgelobt für Hinweise, die helfen, die Täter zu fassen. Und das Museum hat zumindest teilweise wieder geöffnet.

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