Manching:Veraltete Kameratechnik im Keltenmuseum behindert Ermittlungen

Manching: Nach dem Diebstahl des Münzschatzes im Kelten- und Römermuseum Manching behindern technische Probleme mit dem Sicherheitssystem die Ermittlungen der Polizei.

Nach dem Diebstahl des Münzschatzes im Kelten- und Römermuseum Manching behindern technische Probleme mit dem Sicherheitssystem die Ermittlungen der Polizei.

(Foto: Christof Stache/AFP)

Nach dem Diebstahl des wertvollen Keltenschatzes können Ermittler die Kameraaufnahmen nicht auslesen, weil die Software veraltet ist - allerdings hatte das Landeskriminalamt die Sicherheitstechnik erst 2020 überprüft.

Von Florian Fuchs, Manching

"Gold- und Silbermünzen sichergestellt" lautete die Überschrift über einer Mitteilung, die das bayerische Landeskriminalamt (LKA) am Freitag per E-Mail versendete. Die Verkehrspolizei Deggendorf hatte einen Italiener erwischt, die historischen Münzen befanden sich in einem Schmuggelversteck in dessen Wagen. Mit dem Keltenmuseum in Manching haben die Goldmünzen allerdings nichts zu tun, laut Auskunft der Carabinieri in Rom können die Stücke dem östlichen Teil Siziliens zugeordnet werden. Es wäre aber auch seltsam gewesen, hätte das Landeskriminalamt ausgerechnet am Freitag einen Erfolg in seinen Fahndungen zu dem Diebstahl der 483 Goldmünzen aus dem Kelten- und Römermuseum zu vermelden. Hat ein Sprecher doch gerade mitgeteilt, dass die Ermittlungen nur langsam vorankommen - wegen eines veralteten Kamerasystems im Museum.

Das ist insofern ein erstaunlicher Befund, als es kurz nach dem Diebstahl von den Museumsverantwortlichen noch geheißen hatte, dass das Sicherheitssystem erst im Jahr 2020 nach dem Diebstahl von Juwelen im Wert von 113 Millionen Euro aus dem Grünen Gewölbe in Dresden überprüft und für angemessen beurteilt worden sei. Das hört sich nun dezidiert anders an, zumindest vom LKA. "Das Kamerasystem, das im Museum verbaut wurde, ist ein total veraltetes System", sagte ein Sprecher. Veraltete Software, veralteter Server, veraltete Festplatten.

Den Server und die Festplatten mussten die Ermittler sogar abbauen und ausbauen im Museum und mit nach München nehmen, um dort alle relevanten Informationen auslesen zu können. Es stellte sich jedoch heraus, dass die Experten in der Kriminaltechnik mit ihren Mitteln auch nichts ausrichten konnten. "Das ist auf einem so alten Stand, dass man damit nicht mehr normal arbeiten kann", heißt es beim LKA. Weil Updates und Weiterentwicklungen fehlten, sei es ein sehr großer Aufwand, die Bilder auszuwerten. Die Ermittler haben inzwischen eine Spezialfirma hinzugezogen, mit deren Hilfe sie die Bilder der Überwachungskameras brauchbar machen wollen. "In dem Fall liegt es nicht an uns, dass wir so langsam sind, sondern auch am Museum, dass die so alte Technik verbaut hatten."

Das wiederum ist nun allerdings vonseiten des Landeskriminalamts ein kurioser Befund: Bei der Überprüfung des Sicherheitssystems vor zwei Jahren waren zwei Mitarbeiter von der Archäologischen Staatssammlung dabei, drei vom Zweckverband des Museums - und zwei LKA-Leute. Das LKA hat also das Sicherheitssystem überprüft, das es jetzt als "total veraltet" geißelt. Der Sprecher der Ermittlungsbehörde teilt dazu mit, dass es nicht dem LKA obliege, die Hinweise der Sicherheitsexperten umzusetzen. Was genau die LKA-Sicherheitsexperten dem Museum damals zur Verbesserung des Sicherheitssystems mit auf den Weg gegeben haben, versucht das LKA gerade intern herauszufinden. Antworten erwartet der Sprecher nicht vor Montag.

Nach Angaben von Rupert Gebhard, Leitender Sammlungsdirektor der Archäologischen Staatssammlung, wurde in dem Gutachten nach der Begehung 2020 grundsätzlich darauf hingewiesen, dass die technischen Anlagen inklusive der Videoanlagen auf aktuellem Stand der Technik gehalten werden sollten. Vor allem die Qualität der Bilder wurde offenbar kritisch gesehen. Gebhard betont, dass ein Vertrag zwischen Staatssammlung und Zweckverband unmissverständlich regle, dass die Überprüfung und Wartung technischer Anlagen Sache des Zweckverbands sei. "Wir würden nur informiert, wenn die Anlage total ausfällt und etwas reparaturbedürftig wird."

Der Zweckverband teilt am Freitag allerdings nur mit, Fragen zu dem Thema lieber nur noch schriftlich zu beantworten. Bis zu Freitagnachmittag gab es dann jedoch keine Antworten zu Fragen, wie das LKA das Kamerasystem als derart veraltet darstellen kann. Unabhängige Experten hatten bereits kurz nach dem Diebstahl Zweifel am Sicherheitskonzept des Museums geschürt.

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